Essen-Steele. . Spaß haben, im Mittelpunkt zu stehen? Für viele Schüler undenkbar. Genau hier setzt Theaterpädagogin Katrin Sasse an – mit Rhetoriktraining für Jugendliche.
Angst, Stress, Nervosität: Vor der Klasse zu stehen, um ein Referat zu präsentieren — für viele Schüler eine Horror-Vorstellung. Damit sich das ändert, bietet Theaterpädagogin Katrin Sasse (43) im Grend-Bildungswerk das Seminar „Entdecke dein Showtalent!“.
„Es geht um den Mut zu scheitern“, predigt sie der kleinen Kursgruppe im Grend-Bildungswerk. Die Tipps werden anschließend in Rollenspielen praktisch umgesetzt. Die Mädchen verkleiden sich als Topmodel Heidi Klum oder Kämpferin für Frauen-Rechte. Die Übungen dienen dazu, einen hohen Status zu trainieren. Aber brauchen 15-Jährige wirklich schon Rhetorik-Training?
Ja, meint Katrin Sasse. Denn: „In der Schule und im Leben setzt sich nicht immer der mit der besten Idee durch, sondern derjenige, der sie am besten präsentiert. Je früher Vorträge geübt werden, desto besser.“ Das menschliche Gehirn speichere Negatives. „Nach einem schlechten Vortrag, muss ich zwölf gute halten“, sagt Sasse. Sie spricht aus Erfahrung. „Bei meinem ersten Vortrag konnte ich aus Zeitgründen nur die Hälfte präsentieren. Ich hab’ mir einen abgestottert.“ Auch an der Uni habe sie plötzlich ein „krebsrotes Gesicht“ bekommen. Gerade für Schüler, die in schriftlichen Arbeiten nicht so gut sind, sei ein gut vorgetragenes Referat eine Möglichkeit, die Noten aufzuhübschen.
„Wieso nicht mal ein Referat als John Wayne halten?“
Vor dem Vortrag: „Ich habe mir selbst angewöhnt, Rituale zu schaffen. Ich esse immer eine Banane“, sagt Sasse und lacht. Oder aber sie singt: „Juhu, jaja, die Welt ist schön.“ Was zählt, sind positive Gedanken.
Die Körperhaltung: Die Schultern zwar breit machen – „aber nicht wie ein Stock stehen und die Knie durchdrücken.“ Um verschiedene Körperhaltungen auszuprobieren, sollen die Teilnehmerinnen lässig wie ein Cowboy durch den Raum schlendern. „Wieso nicht mal ein Referat als weibliche Ausgabe von John Wayne halten?“, fragt Sasse scherzhaft.
Expertin für Neuanfänge
Die Stimme: Gerade bei nervösen Mädchen kippt die Stimme, wird schnell und piepsig. „Es ist wichtig, Pausen in die Sätze einzubauen und langsam zu sprechen.“ Zwischendurch sollte man immer wieder die Klassenkameraden ansprechen. Ganz laut sprechen muss man aber nicht: „Auch ruhige Vorträge sind okay. Introvertierte Menschen müssen sich nicht verstellen.“
In ihrem Seminar will Sasse den Schülerinnen mit Humor vermitteln: „In euch stecken viel mehr Facetten als ihr bisher wusstet.“ Nicht ganz so ernst ist auch die Übung „Menschenfresser“, bei der die Schülerinnen sich vorstellen, nach einem Flugzeugabsturz im Dschungel verschollen zu sein. Einige Mädchen spielen Menschenfresser, die kein Deutsch kennen. Mit Stimme und Körperhaltung müssen die Abgestürzten den Menschenfressern deutlich machen: „Stopp, halt! Mich fresst ihr nicht!“ Die Monster können dann entscheiden, ob sie die verbale Abwehr beeindruckt hat.
Dass nichts im Leben geradlinig läuft, ist auch eine der Botschaften des Seminars. „Ich bin Expertin für Neuanfänge“, sagt Katrin Sasse. Sie studierte Chemie-Ingenieurwesen, arbeite in der Branche und merkte: Doch nicht das Richtige. Sie holte ein ein Lehramt-Studium nach, arbeitete als Lehrerin. Nun ist sie Theaterpädagogin mit Tipps für den richtigen Vortrag.