Auf den Zeugnissen der zweiten und dritten Jahrgänge können Grundschulen die Schulnoten wieder abschaffen, jede Schule entscheidet das künftig selbst. In den kommenden Wochen wird in den Lehrerzimmern wieder über den Sinn der Noten diskutiert.

Nach der Zeugnisvergabe am Freitag diskutiert die Mehrheit der Essener Grundschulen in den kommenden Wochen erneut über Sinn und Zweck von Noten: Auf den Zeugnissen der zweiten und dritten Jahrgänge können sie wieder abgeschafft werden, jede Schule entscheidet das künftig selbst. Eine entsprechende Änderung der Ausbildungsordnung hat die NRW-Schulministerin auf den Weg gebracht. Das sorgt seit Anfang des Monats in den Lehrerzimmern für neuerliche Diskussionen.

Seit 2006 gilt: In der ersten Klasse gibt es keine Noten auf dem Zeugnis, ab Klasse zwei schon, zusätzlich zu den individuellen Leistungsberichten. Künftig werden die Ziffernnoten von „Eins“ bis „Sechs“ erst wieder verbindliche Pflicht ab Klasse vier. Halbjahreszeugnisse erhalten Schüler übrigens erst ab Klasse drei, in den Jahrgängen eins und zwei gibt es Zeugnisse nur am Ende eines Schuljahres. Daran wird sich künftig nichts ändern.

In der kommenden Woche kommen die Leiter der Grundschulen zu ihren monatlichen Arbeitsrunden zusammen – dann wird auch das Thema „Schulnoten“ auf der Tagesordnung stehen. „Mit einem Text wird man der Entwicklung eines Kindes wesentlich besser gerecht als mit Ziffernnoten“, sagt die Leiterin einer Grundschule im Essener Süden. Das sehen viele Pädagogen so – doch sie sehen sich mit einem schwerwiegenden Argument konfrontiert: Wer auf Noten in den Jahrgängen eins bis drei verzichtet, mutet den Kindern in Klasse vier dann einiges zu – denn gerade das Halbjahreszeugnis in Klasse vier entscheidet über den weiteren Weg des Kindes. Es enthält die Empfehlung der Lehrer, welche Form der weiterführenden Schule gewählt werden sollte.

Der Schulkonferenz nicht vorgreifen

Rainer Kowallek, Leiter der Bonifacius-Schule in Kray, findet Texte auf Zeugnissen zwar grundsätzlich sinnvoller als Ziffernoten – aber: „Schon wieder eine Änderung in den Bestimmungen, davon gab es zuletzt zu viele.“ Die Details zu den neuen Noten-Regelungen seien noch gar nicht bekannt, „wir erfahren ja auch nur alles aus der Zeitung“, sagt Kowallek. Er erinnert sich an die Zeit, als die Noten-Frage nicht nur schul-, sondern so gar klassenweise entschieden werden konnte.

Ob viele Essener Grundschulen von der neuen Möglichkeit Gebrauch machen werden, ist jetzt noch nicht abzusehen – öffentlich möchten sich die wenigsten Schulleiter derzeit äußern, um den Voten der Schulkonferenz nicht vorzugreifen. Sie – als wichtigstes Mitwirkungsgremium aus Eltern, Lehrern und Schulleitung – entscheidet darüber.