Essen. . Nicht nur auf der Dilldorfer Höhe in Kupferdreh hat der Allbau die Mieten für Einfamilienhäuser erhöht, sondern auch in Altendorf. Das sorgt bei Betroffenen für Ärger. Für eine 130-Quadratmeter-Wohnung müssen plötzlich 75 Euro mehr gezahlt werden.

Als er jüngst den Zeitungsbericht über Mieterhöhungen las, die der Allbau seinen Mietern auf der Dilldorfer Höhe in Kupferdreh abverlangt, mochte Jörg Hebisch seinen Augen nicht trauen. Denn vieles von dem, was dort geschrieben stand, kam ihm nur allzu vertraut vor.

Auch Jörg Hebisch ist Mieter beim Allbau - nicht auf dem ehemaligen Kasernengelände in Kupferdreh, sondern im „Nöggedorf“, wie die Bewohner den „Wohnpark Nöggerath“ auf dem Gelände des ehemaligen Freibades in Altendorf liebevoll nennen. Auch dort hat die städtische Wohnungsgesellschaft Einfamilienhäuser zur Miete an den Markt gebracht, um jetzt, wo alle Häuser vermietet sind, nach 15 Monaten die Miete zu erhöhen. Was der Allbau als normales Geschäft einer Wohnungsgesellschaft bezeichnet, will nicht jeder Mieter widerspruchslos hinnehmen.

Günstige Konditionen

Zum Beispiel Marc und Katja Redeker. Auf der Suche nach einem Baugrundstück war das Ehepaar auf das Bauschild aufmerksam geworden, mit dem der Allbau für sein Neubauprojekt am Helmut-Werner-Weg warb: Wohnen im Einfamilienhaus zur Miete? Warum nicht! Die Konditionen stimmten, die Leute vom Allbau waren freundlich. Warum sollte man sich in unsicheren Zeiten für ein eigenes Haus bis an sein Lebensende verschulden? Den Redekers sagte das Angebot zu, seit Oktober 2010 bewohnen sie eine Doppelhaushälfte; „rund 130 Quadratmeter für 917 Euro im Monat kalt“, rechnet Marc Redeker vor.

Seit ihnen zur eigenen Überraschung eine Mieterhöhung über 75 Euro ins Haus flatterte, fühlen sich die Redekers vom Allbau hinters Licht geführt. Sie hätten ausdrücklich danach gefragt, ob Mieterhöhungen oder Staffelmieten geplant seien, bevor sie den Mietvertrag unterzeichneten, erzählt Katja Redeker. Der Allbau habe dies verneint. Ihr Eindruck heute: „Solvente Mieter werden mit niedrigen Mieten angelockt. Wenn alle Häuser vermietet sind, wird die Miete erhöht.“ Und wer ziehe denn bitteschön wieder aus, wenn man sich eingerichtet hat und vielleicht nur noch ein paar Schönheitsreparaturen anstünden, fragt Katja Redeker. 10 000 Euro hätten sie selbst in das Haus investiert.

Lockt der Allbau Mieter mit Schnupperangeboten?

Die Redekers werfen ihrem Vermieter Kalkül vor. Lockt der Allbau Mieter ganz bewusst mit Schnupperangeboten? Vorstand Dirk Miklikowski weist diesen Eindruck weit von sich und sieht sich zu unrecht dem Vorwurf ausgesetzt, die Wohnungsgesellschaft sei ein Miethai, der nur auf Profit aus sei. Für den Wohnpark Nöggerath habe der Allbau bereits in der Planungsphase eine Miete angesetzt, die sich nach eigener Überzeugung an diesem Standort erzielen ließe. „Wir gewinnen erst ein Gefühl für die Marktmiete“, sagt Miklikowski. Diese könne unter der im Mietspiegel angegebenen liegen, was für das Nöggerath-Gelände der Fall war und ist.

Wie auf der Dilldorfer Höhe war sich der Allbau seiner Sache nicht sicher. Zur Erinnerung: Zwölf Jahre liegt es zurück, dass der Rat der Stadt beschloss, das Freibad West aufzugeben und in Bauland umzuwandeln. Die Vermarktung lief äußerst schleppend. Als der Allbau 2009 den Grundstein für die ersten von insgesamt 26 Einfamilienhäusern legte, waren auf dem vier Hektar großen Areal gerade einmal zwei Dutzend Bauplätze an zwei Bauträger verkauft. Bis heute ist der Wohnpark unvollendet.

Die 26 Allbau-Häuser sind hingegen alle vermietet. Was das Gefühl für die Marktmiete angeht, heißt das offenbar: Es darf ein bisschen mehr sein. Von 6,95 Euro pro Quadratmeter steigt die Miete für ein Reihenhaus auf 7,50 Euro und liegt damit immer noch unter der des Mietspiegels, wie Miklikowski betont. 7,96 Euro dürften es demnach sein. Die große Mehrheit der Mieter habe sich mit dieser und auch mit der kommenden Erhöhung einverstanden erklärt. Nicht so die Redekers. Sie wollen es auf einen Prozess vor Gericht ankommen lassen.