Essen. . In wenigen Wochen soll das Quartier um die Kreuzeskirche fallen. Dem Neubau aus einem Guss steht aber bislang noch eine viergeschossige Immobilie an der Rottstraße im Weg, für die der Eigentümer 1,5 Millionen Euro haben will. Das liege allzu weit überm Verkehrswert sagt der verantwortliche Allbau.
Er kennt die großen Erwartungen. Er weiß, wie oft sie enttäuscht wurden. Vielleicht liegt es daran, dass Dirk Miklikowski von sich aus beim Anrufer die größte Sorge zerstreut, noch bevor der sie geäußert hat. Nein, beruhigt der Allbau-Chef also, er habe „keinerlei Signale“ dafür, dass der Neustart für das heruntergekommene Quartier rings um die Kreuzeskirche in der nördlichen Stadtmitte auf der Zielgeraden noch abgeblasen werden könnte.
Der Abbruchantrag fürs Parkhaus ist gestellt, die Genehmigung müsste in den nächsten Tagen eintreffen, und die Ausschreibung für das nicht ganz kleine Vorhaben, hier erst mal Tabula rasa zu machen, bevor Neues entsteht, wird intern schon vorbereitet. „Ich bin zuversichtlich“, sagt Miklikowski, „dass wir damit noch im ersten Halbjahr 2012 beginnen können.“
Bedingung für den Abriss des ebenso wuchtigen wie maroden städtischen Parkhauses und der Nachbarbauten ist natürlich, dass dem Allbau erst einmal sämtliche für das Neubau-Projekt erforderlichen Grundstücke gehören. Dass dies noch nicht der Fall ist, gehorche aber eher Detailfragen als einer grundsätzlichen Uneinigkeit mit Projektsteuerer Klaus Wolff, der sich – wie berichtet – kurz vor der Ziellinie von dem Projekt verabschiedete.
Ein Problem, das schon Wolff nervte, „erbt“ der Allbau dabei ohne Abstriche: Der Eigentümer einer viergeschossigen Immobilie an der Rottstraße, zwischen dem Parkhaus und der ehemaligen Altstadt-Buchhandlung, bietet mit seiner Kaufpreisforderung bislang eine „unüberbrückbare“ Hürde, das Areal in einem Rutsch dem Erdboden gleich zu machen und neu zu bauen. 1,5 Millionen Euro, das liege allzu weit überm Verkehrswert, sagt Miklikowski, und wenn der Eigentümer nicht in kürzester Frist einlenkt, entstehe das Kreuzeskirch-Quartier halt „nur als 1 B-Lösung“.
Ein Parkplatz auf Zeit
Das sind gleichwohl immer noch vier Noten über dem jetzigen Zustand, der die gesamte Nord-City herunterzieht. Weshalb sich die Stadt von Abriss und Neubau auch eine Belebung fürs gesamte Umfeld verspricht. Die soll dadurch gelingen, dass der Allbau einen klaren Schwerpunkt aufs Wohnen legt. Ein neben den geplanten Mietwohnungen ins Auge gefasstes Pflegeheim der zu 90 Prozent städtischen Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen (GSE) ist zwar noch nicht vom Tisch. Doch lieber wär’s Miklikowski, man könnte den jugendlichen Charakter der Nord-City wie des nahen Univiertels im Quartier abbilden, etwa mit einem Studentenwohnheim. „Wir sind in interessanten Gesprächen“, sagt er, „was am Ende dabei rauskommt, wissen wir jetzt noch nicht.“
Und ohnehin gälte als Gewinn, wenn erst mal der Abriss erfolgt. Dass in diesem Jahr noch Neubautätigkeit stattfindet, sei unwahrscheinlich: Um den städtebaulichen Entwurf von SOP-Architekten, der durch das Wolff-Unternehmen Plan Forward konkretisiert wurde, baugenehmigungsreif zu machen, braucht es noch einige Zeit. Auf dem Gelände des abgerissenen Parkhauses soll deshalb zur Zwischennutzung eine ebenerdige Parkfläche entstehen.
Anfang 2013 könnte dann der Neubau beginnen. Allbau-Chef Dirk Miklikowski geht von „mindestens zwei“ Bauabschnitten aus, das bedeutet etwa 30 Monate Bauzeit. Es braucht eben Muße, um große Erwartungen zu erfüllen.