Essen. Die Schwarzfahrerquote schätzt die Evag seit Jahren auf knapp unter zwei Prozent, die daraus resultierenden Einnahmeverluste auf rund zwei Millionen Euro. Bei den Schwerpunktkontrollen kommen allerdings deutlich höhere Quoten zu Stande. Für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sind diese Zahlen keineswegs überraschend.

Für ihre regelmäßigen Schwerpunkt-Sonderkontrollen hat die Essener Verkehrs-AG vielfach Kritik von Fahrgästen geerntet: Razziaartig, verstörend, bedrohlich. Aber die Kontrollen zeigen Ergebnisse: Bei diesen Aktionen finden die Kontrolleure deutlich mehr Schwarzfahrer als bei normalen Kontrollen.

Die Schwarzfahrerquote schätzte die Evag seit Jahren auf knapp unter zwei Prozent, die daraus resultierenden Einnahmeverluste auf rund zwei Millionen Euro. Inzwischen hat das Unternehmen diese Schätzung fast verdoppelt auf 3,7 Millionen Euro, die der Evag jährlich durch Schwarzfahrer entgehen - auch auf der Basis der Ergebnisse der Schwerpunktkontrollen.

Die so genannte „Beanstandungsquote“, die Zahl der Fahrgäste, die in Bussen und Bahnen ohne gültiges Ticket angetroffen wurden, lag 2010 bei 1,6 Prozent: 23.729 Fahrgäste konnten keinen Fahrschein vorzeigen. 2011 lagen Zahl und Quote leicht höher: 24.917 Fahrgäste ohne Fahrschein entsprechen einer Beanstandungsquote von knapp 1,7 Prozent.

Zahlen überraschen VRR nicht

Bei den Schwerpunktkontrollen kommen allerdings deutlich höhere Quoten zu Stande. Drei Beispiele. Sonderkontrolle am 13. September im U-Bahnhof unterm Rathaus: 292 Bahnen überprüft, Beanstandungsquote 3,77 Prozent. Nebeneffekt: Die Polizei nahm zwei mit Haftbefehl gesuchte Personen fest. Sonderkontrolle eine Woche später im U-Bahnhof Altenessen-Mitte: 162 Bahnen der U 11 und U 17 überprüft, Beanstandungsquote: 3,03 Prozent. Sonderkontrolle am 3. Februar erneut im Altenessener U-Bahnhof: 123 U-Bahnen kontrolliert, Beanstandungsquote 3,09 Prozent.

Für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sind diese Zahlen keineswegs überraschend. Er rechnet schon lange mit einer Schwarzfahrerquote von 3,5 Prozent. „Unsere Verkehrsunternehmen haben unterschiedliche Vorgehensweisen, wie die Kontrollen durchgeführt werden“, sagt Sabine Tkatzig, Sprecherin des VRR. Und da Schwarzfahren ein so genanntes Kontrolldelikt ist, gilt das Prinzip: je mehr Kontrollen, desto mehr Fahrgäste ohne Fahrschein fallen auf.

Auszeit für die Kartenleser

Das heißt allerdings nicht, dass es mehr Schwarzfahrer als früher gibt. Im Gegenteil: Das Risiko, erwischt zu werden, ist höher geworden, also wird die Zahl derer sinken, die dieses Risiko eingehen. Das jedenfalls ist die Erfahrung des Verkehrsverbundes. Zudem hat das in den letzten zwei Jahren neu installierte elektronische Kontrollsystem in den Bussen der Evag „die Kontrolldichte erhöht“, sagt Sabine Tkatzig.

Jedenfalls im Prinzip: Anfang des Jahres, als die Tarife von VRR und seiner Nachbarverbünde angepasst wurden, hatten die Kartenleser erst mal Auszeit. Nicht nur in Essen, sondern auch bei der Schwesterunternehmen in Mülheim und Duisburg. Jetzt sind alle Geräte umgestellt, versichert die Evag: Alle Leser lesen wieder.