Essen. . In Altenessen fährt Petra Wiederhake der Nachtexpress 13 der Evag vor der Nase davon. Die 67-Jährige nimmt sich ein Taxi und fährt dem Bus hinterher. Es beginnt eine abenteuerliche Verfolgungsfahrt, die nicht von Erfolg gekrönt wird. Der Fahrer lässt Wiederhake auch an den nächsten Haltestellen nicht zusteigen - da hilft selbst ein Abbremsmanöver vor dem Nachtexpress nicht.
Petra Wiederhake kümmert sich um ihre 93-jährige Mutter. Dafür fährt sie regelmäßig mit dem Bus von Altenessen nach Kettwig. Das wollte sie auch am vergangenen Sonntag (1. April), als der Nachtexpress 13 ihr beim Umsteigen an der Martinstraße vor der Nase davonfuhr. „Mein Pech“, sagt die 67-Jährige gelassen. Dass sie aber dann den Bus mit dem Taxi einholte, der Busfahrer sie dennoch an keiner Haltestelle zusteigen ließ, das macht sie richtig wütend.
Dabei ist Petra Wiederhake sofort an der Martinstraße in ein Taxi gestiegen. Die Verfolgungsjagd beginnt: Sie überholen den Bus, so dass die 67-Jährige hätte eigentlich an der Haltestelle Polizeischule zusteigen können, sagt sie. Trotz ihres Winkens sei der Bus aber weitergefahren. Hat sie vielleicht übersehen. So gutgläubig ist sie nicht mehr, als sich das Ganze eine Haltestelle später wiederholt.
Am Ziel fast gleichzeitig mit dem NE 13
Am Abzweig Flughafen „stellt sich mein Taxi quer an der roten Ampel, ich steige aus und versuche den Busfahrer zur Rede zu stellen“, berichtet sie. Der Fahrer öffnet immerhin kurz die Tür, sei aber „mehr als ungehalten gewesen und unfreundlich und setzt seine Fahrt fort“. Na gut, denkt sich die Altenessenerin, an der Ampel dürfe er sie ja gar nicht einsteigen lassen. Tut er aber auch am nächsten Halt nicht.
Petra Wiederhake kommt zwar an ihren Ziel fast gleichzeitig mit dem NE 13 an, nur muss die Inhaberin einer Monatsfahrkarte dem Taxifahrer dafür 23 Euro bezahlen.
„Wenn wir dem Fall nachgehen wollen, müssen wir beide Seiten hören“, sagt Evag-Sprecher Olaf Frei. Dazu gehört die Stellungnahme des Fahrers. Es gebe durchaus Beschwerden, die mit Personal, Fahrern oder Service zu tun hätten. Insgesamt landen 3000 Beschwerden jährlich bei der Evag. „Bei rund 330 000 Fahrgästen täglich“, relativiert Olaf Frei. Ganz oben auf der Liste stehen die Tarife, weil vielen die Fahrkarten zu teuer seien. Gefolgt von Problemen mit der Pünktlichkeit. Um die Fahrgäste zu entschädigen, gibt es die VRR-Mobilitätsgarantie und das Pünktlichkeitsversprechen (ab fünf Minuten). Bei der Garantie erhalten zum Beispiel Inhaber von Bärenticket und Ticket 2000 bei mehr als 20 Minuten Verspätung bis zu 30 Euro wieder.
Ob Petra Wiederhake ihre 23 Euro zurück erhält, das ist derzeit offen. Ihre Verfolgungsfahrt hört sich auch für den Evag-Sprecher zunächst „dramatisch an“. Beschwerden, bei denen Fahrgäste klagen, der Bus habe nicht gehalten, obwohl sie gedrückt hätten, die kennt er durchaus. Oder diejenigen darüber, dass ein Kunde draußen gewunken habe und nicht gesehen worden sei. „In dem geschilderten Fall hört sich das aber nicht so an“, sagt Olaf Frei. Im übrigen hätte der Fahrer die 67-Jährige durchaus auch an der Ampel zusteigen lassen können, an der er ja kurz die Tür geöffnet hatte: „Auf eigenes Risiko allerdings“, sagt Frei. Wenn dann etwas passiere, dann hafte die Evag jedoch nicht.
Was Petra Wiederhake widerfahren ist, will sie nun in den Beschwerde-Bogen eintragen, den sie beim Evag-Kundencenter erhalten hat. Zum Glück hat sie die Wagen-Nummer des Busses (Frei: „Wir kommen aber auch mit Uhrzeit und Fahrtrichtung hin“) und den Taxifahrer, der ihr bestätigt, „dass der Busfahrer sie hat wahrnehmen müssen“, sagt Petra Wiederhake. Die im ersten Augenblick übrigens an einen schlechten Aprilscherz glaubte.