Essen. . Eine Initiative will für den Verbleib der polnischen Jesuiten im Ruhr-Bistum kämpfen und kritisiert die Zurückhaltung von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck massiv. Im Notfall wollen sie gar den Papst mit einspannen.

In St. Ignatius hat sich gestern mit Franz-Josef Overbeck hoher Besuch angekündigt, für ein Gespräch – nicht mit der Gemeinde, sondern mit den Jesuitenpatres aus Polen, die sein Bistum im Juli verlassen sollen. Dann endet ein Vertrag zwischen dem Bistum, der deutschen und der polnischen Provinz der Jesuiten. Geplant war seine Visite schon länger, aber sie kommt zu einer denkbar schwierigen Zeit: In der Gemeinde gibt es Widerstand gegen das Aus für den Standort. Eine Initiative hat gut 600 Unterschriften für den Erhalt gesammelt (die NRZ berichtete). Was Overbeck mit den Patres besprochen hat, ist nicht bekannt – aber ein Statement der deutschen Provinz der Jesuiten aus München.

"Overbeck müsste sie anfordern"

Der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Stefan Kiechle, teilte dem Bistum gestern mit: Die Entscheidung sei klar und im Einvernehmen der beiden Provinziale gefällt worden und werde nicht mehr zurückgenommen. Der Bischof und der Generalobere des Ordens in Rom hätten sie bestätigt. Als Wojciech Ziólek, Provinzi­al der südpolnischen Provinz St. Ignatius jüngst einen Besuch abstattete, habe er dies klar gemacht. Wegen Personalmangels könne die deutsche Provinz keine Jesuiten mehr in die Ruhrstadt schicken. „Aber die polnische“, erinnern sich viele Gemeindemitglieder an seine Worte. „Overbeck müsste sie anfordern“, sagen Heike Schoenwaelder, Iris Vollrath-Schreckenberg und Theo Schoer von der Initiative. Essens Jesuit Christian Berndt, der Zióleks Worte übersetzte, bestätigt: „Er hat gesagt, dass er zu Gesprächen bereit ist, wenn man auf ihn zukommt.“ Aber dies will Overbeck nicht tun.

Er sehe sich nicht in der Verantwortung, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota: „Ob sie den Standort erhalten, ist eine Sache der Jesuiten. Die Orden klären ihre Dinge selbst.“ Der deutsche Provinzial habe mitgeteilt: „Eine rein polnische Kommunität macht keinen Sinn; außerdem wird im Orden nicht gestattet, ohne Beteiligung der Jesuiten des jeweiligen Landes eine Kommunität, die ausschließlich aus Jesuiten eines anderen Landes besteht, zu gründen.“ Eine Vertragsverlängerung oder eine neue Kooperation einzugehen, sei daher nicht möglich. Lota: „Ansprechpartner für den Bischof ist der deutsche Provinzial, der hat sich klar positioniert hat.“

Noch ist alles offen

Noch sei alles offen, Bischof Overbeck müsse nur handeln, es versuchen. Die Initiative will jetzt nicht klein bei geben und sich weiter für den Jesuitenstandort in Essen stark machen.