Essen. An den Bahnsteigen im Hauptbahnhof muss die Bahn immer häufiger nachbessern. Der Rechtsstreit mit der Baufirma, die die Bahnsteige erneuerte, stockt. Inzwischen lösen sich an den Bahnsteigkanten die weißen Rillenplatten, die Sehbehinderten als Orientierung dienen.

Vor Gericht und auf hoher See liegt man allein in Gottes Hand, sagt der Volksmund. Ob er als Bahnhofsmanager schon das ein oder Stoßgebet gen Himmel geschickt hat, ließ Karl-Wilhelm Drews gestern in seinem Bericht vor dem Bauausschuss des Stadtrates offen.

Eilig scheinen sie es jedenfalls nicht zu haben bei Gericht. Gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Kulturhauptstadtjahres hatte die Deutsche Bahn den kernsanierten Hauptbahnhof eingeweiht. Doch schon bald darauf sollte sich zeigen, dass es um die Qualität der Bahnsteige , vorsichtig formuliert, nicht zum Besten bestellt ist. Flecken und Dellen tat sich auf. „Der Asphalt hat nicht die Qualität, die wir bestellt und bezahlt haben“, so Drews.

Genau darüber liegt die Bahn mit der Baufirma seit geraumer zeit in einem Rechtsstreit. Im Frühjahr untersuchte ein vom Gericht bestellter Gutachter den Untergrund, nahm Proben und verschwand wieder. Das Gutachten liege noch immer nicht vor. Inzwischen lösen sich an den Bahnsteigkanten die weißen Rillenplatten, die Sehbehinderten als Orientierung dienen.

Technik ist äußerst störanfällig

„Unserer Meinung nach hat die Firma einen falschen Kleber verwendet“, so Drews. Auch das wäre zu klären. Dass die Oberfläche der Bahnsteige noch einmal abgefräst und komplett erneuert werden könnte, hält der Bahnhofsmanager persönlich für eher unwahrscheinlich. Aber wie gesagt: Vor Gericht und auf hoher See...

Aufwärts, und das im wahrsten Sinne des Wortes, geht es immerhin am Osteingang des Hauptbahnhofes. Am Freitag soll dort der Aufzug zu den Gleisen 21/22 in Betrieb genommen werden. Funktionstüchtig war er bereits gestern, nur die Beleuchtung funktionierte nicht. Dafür leuchtet der Schriftzug HAUPTBAHNHOF am Südausgang. Wie lange, wird man sehen. Die Technik sei äußerst störanfällig, bedauert Baudezernentin Simone Raskob.

Umgebaut werden im kommenden Sommer die S-Bahnhöfe Werden, Kettwig, Hügel und Stadtwald. An letzterem werden sich Fahrgäste mit einem Aufzug begnügen müssen. Am Bahnsteig in Fahrtrichtung Hauptbahnhof wird es keinen Aufzug geben. Eine Eigentümergemeinschaft hätte zustimmen müssen, dass Fahrgäste auf dem Weg zum Aufzug ihr Grundstück benutzen. Diese Zustimmung liege nicht vor. Rollstuhlfahrer, die in die Innenstadt wollen, müssen also nach Werden fahren und dort umsteigen.