Essen. . Die Allbau AG erhöht die Miete für Einfamilienhäuser und verweist auf die „gute Lage“. Das provoziert Widerspruch bei Betroffenen: Von den 19 Mietern haben sieben der Mieterhöhung nicht zugestimmt, bedauert Allbau-Prokurist Samuel Serifi, so dass alles auf eine Klage vor Gericht hinausläuft.

Wohnen im Grünen, den Baldeneysee zu den Füßen - als der Allbau sich Ende der 90er Jahre anschickte, auf politischen Wunsch das ehemalige Kasernengelände auf der Dilldorfer Höhe in Kupferdreh in ein Neubaugebiet zu verwandeln, da warb die Wohnungsgesellschaft mit den Vorzügen dieser Stadtrandlage im Essener Süden.

Mit der Vermarktung, so weiß man heute, tat sich der Allbau schwerer als damals erhofft. Nicht zuletzt deshalb kam die städtisch beherrschte Tochtergesellschaft vor nunmehr drei Jahren auf die zündende Idee, auf der Dilldorfer Höhe auch Einfamilienhäuser zur Miete anzubieten. Ein bis dahin völlig neues Angebot im Portfolio, das andernorts in der Stadt Schule machen sollte. Der Erfolg scheint dem Allbau Recht zu geben. Die 19 Einfamilienhäuser waren schnell vermietet und sind es bis heute, was die Wohnungsmanager vom Kennedyplatz nun dazu veranlasste, erstmals die Miete zu erhöhen. Nicht um 20 Prozent, was das Mietrecht nach dem Ablauf von drei Jahren durchaus zuließe, wie der Allbau betont. Aber immerhin noch um so viel, dass längst nicht jeder gewillt ist, die Erhöhung widerspruchslos hinzunehmen. Von den 19 Mietern haben sieben der Mieterhöhung nicht zugestimmt, bedauert Allbau-Prokurist Samuel Serifi, so dass alles auf eine Klage vor Gericht hinausläuft.

Preisgekrönter Spielplatz, gute Verkehrsanbindung und Nahversorgung

8,44 Euro pro Quadratmeter statt 7,74 Euro verlangt der Allbau, was für ein Reihenhaus eine Mehrbelastung von etwa 90 Euro ausmacht. Bis zu 9,35 Euro pro Quadratmeter hätte der Allbau verlangen können - nach eigener Lesart des Mietspiegels wohlgemerkt. Ist die Mieterhöhung angemessen? Der Streit um diese Frage spiegelt wider, was die Diskussion um die Dilldorfer Höhe praktisch von Beginn an bewegt.

In den Kategorien, die der Mietspiegel vorgibt, stuft der Allbau das Neubaugebiet als „gute Lage“ ein. Prokurist Samuel Serifi verweist auf die „sehr gute Nachfrage“, auf das „gute Image des Essener Südens“ und die moderne Bebauung. Punkte sammele die Dilldorfer Höhe außerdem durch einen preisgekrönten Spielplatz, durch eine gute Verkehrsanbindung und durch die Nahversorgung; Dinge des täglichen Bedarfs gibt’s in einem Kiosk. „In wirklichen Top-Lagen gibt es nicht mal den“, sagt Serifi.

Nun ersetzt ein Kiosk noch keinen Supermarkt, und eine Autobahn vor der Haustür bedeutet auch mehr Lärm und Abgase. Dass mit der Hammer Straße eine bei Motorradfahrern beliebte Ausflugsstrecke unmittelbar an der Dilldorfer Höhe vorbeiführt, ist zum Leidwesen von Anwohnern bei schönem Wetter nicht zu überhöhen. Es kommt eben darauf an, wie man die Dinge sieht - und auslegt. Mieter sprechen von allenfalls von einer „mittleren bis guten Lage“. Der Gutachterausschuss für Grundstücksfragen hat bei der Aufstellung des Mietspiegels keine Angaben gemacht, die sich explizit auf die Dilldorfer Höhe beziehen, räumt Samuel Serifi ein, was die Sache für alle Beteiligten nicht leichter macht. Kommt es vor Gericht zu einem Verfahren, müsste ein externer Gutachter nachweisen, dass der Allbau bei der Einstufung der Lageklasse daneben lag und dass Punktabzüge sehr wohl angebracht seien, weil die schicken Mieteinfamilienhäuser nicht unterkellert sind. Wie immer der Streit ausgehen mag - Mieter fürchten, es wird nicht der letzte Anlauf gewesen sein, die Miete zu erhöhen. „Wir behalten uns das vor“, heißt es beim Allbau.