Essen. . Die Gesangs-Kurse für Grundschüler sind in Gefahr: Das neue Ganztags-Modell wirkt sich auf das Angebot der Folkwang Musikschule aus.
Die Mädchen und Jungen der Karlschule singen begeistert. Immer dienstags und mittwochs können sie bei den Arbeitsgruppen am Nachmittag auch den Gesang wählen, denn die Schule aus Altenessen beteiligt sich seit Jahren am Projekt Sing-Netz der Folkwang Musikschule. Das steht jetzt aber wegen finanzieller Sorgen auf der Kippe.
Ulrike Tervoort vom Fachbereich Gesang der Folkwang Musikschule hat das Sing-Netz seit 2007 aufgebaut. Zunächst als Idee für die Kulturhauptstadt, um mehr Gesang an die Grundschulen zu bringen. Es machten rund 1000 Kinder mit. Heute sind es nicht mal mehr die Hälfte. 16 Grundschulen beteiligen sich am Sing-Netz mit bis zu sechs Kursen. Mit dabei sind u. a. die Winfriedschule aus Bergerhausen, die Andreasschule aus Rüttenscheid oder die Schulen Nordviertel und Jacobsallee in Heidhausen. Mit dem Dozenten, einem Studenten oder Berufsanfänger, lernen Kinder ihre Stimme, das „ureigenste Instrument“, zu bilden.
Nicht alle Kurse können stattfinden
Allerdings finden nun lediglich 36 von 53 möglichen Kursen statt, sagt Ulrike Tervoort. Und: Von den 36 Kursen sind 14 noch nicht finanziert. Das macht monatlich eine Finanzierungslücke von 1000 Euro allein für die Personalkosten. Dem Wunsch, das Sing-Netz als festes Projekt an den Grundschulen zu installieren, steht eine Änderung des Schulverwaltungsamtes gegenüber, sagt die Dozentin. Bis zum vergangenen Schuljahr habe die Musikschule die Anmeldung aller interessierter Schulen an das Amt weitergegeben. Die Kosten seien von dort aus an die Musikschule geflossen.
Die Neustrukturierung des Ganztags im Vorjahr bedeutete dann auch Änderungen für das Sing-Netz. Vielleicht hätten die Schulen zu kurzfristig davon erfahren und die meisten Gelder seien verteilt gewesen. Möglich, dass Schulen das Gesangs-Angebot wegen gekürzter Gelder nicht bezahlbar sei. Regine Möllenbeck vom Bildungsbüro entgegnet: „Es ist in der Summe nicht gekürzt worden, aber wir haben umgestellt.“ Dazu gehöre, dass die Schulleiter selbst entscheiden, welches Angebot sie wählen. Die Schulen müssen sich nun einzeln für das Sing-Netz anmelden.
Keine Gebühr für die Schüler
So wie die Situation jetzt aussieht, „schaffen wir es nicht, das Angebot aufrecht zu erhalten“, sagt Ulrike Tervoort. Die sich gegen eine Gebühr für die Schüler wehrt: Schließlich soll es ein niederschwelliges Angebot bleiben, mit dem sie alle Schichten erreichen wolle. Daher setzt sie ihre Hoffnung auf die Einnahmen aus dem Benefizkonzert im Mai. Weil auch das lediglich eine kurzfristige Rettung wäre, suchen die Dozenten tig Sponsoren. Einzelne Kurse würden bereits von Fördervereinen der Schulen getragen. Und bei früheren Konzerten seien sie ohnehin immer auf Drittmittel angewiesen gewesen, sagt Ulrike Tervoort. Die auch weiß, dass ein Ziel der Kinder eben sei, das Erlernte vorzuführen. Daher treten sie am Day of Song (2. Juni) wieder auf: in der Weststadthalle.
Auch die Kinder der Karlschule singen vor Publikum: im Altenheim oder bei kleineren Festen. Das ermögliche Kontakte und Kooperationen, sagt Schulleiterin Mechthild Bönte. Bislang sei das Sing-Netz für sie scheinbar kostenlos gewesen. Denn die Musikschule habe sich um die Organisation gekümmert, die Schulen haben sich damit nicht auseinandersetzen müssen. Ja, sie habe jetzt ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Das sei aber bereits vor der Information, dass sie das Sing-Netz nun aus ihrem Topf tragen müssen, verplant gewesen. Denn Sport sei Pflicht und die Intensivförderung für die Hausaufgaben nötig: „Da bleibt nichts übrig.“ Dabei hält Mechthild Bönte die musikalische Erziehung für immens wichtig: Singen stärke die soziale Kompetenz, die Körperbewegung, und Kinder lernten singend sogar schwierige Texte. „Es ist eine riesige Förderung des gesamten Kindes“. Das könnten sie im regulären Musikunterricht nicht in der Intensität leisten, sagt die Schulleiterin, die nun fürchtet, dass alle Kurse an der Karlschule ausfallen könnten.