Margarethenhöhe.

Ein Geburtstagsständchen singt man sich nicht selbst. Wenn 50 Leute am Freitag, 18. November, um 19 Uhr in der Kirche „Zur Heiligen Familie“ ein Jubellied anstimmen, ist das etwas anderes. Es ertönen die Stimmen des Kirchenchores zur eigenen Jubiläumsmesse.

Seit 90 Jahren singen hier Männer und Frauen zur Ehre Gottes. Bemerkenswert: Trotz Kirchenkrise bleibt die Zahl der Sangesfreunde auf der Margarethenhöhe stabil – und das Durchschnittsalter der Sänger für einen dermaßen betagten Chor relativ jung.

"Die Gesamtzahl hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert"

„Singen macht Spaß und die Gemeinschaft verbindet, erklärt Gerd Arno van Beek, Vorsitzender und Chronist des Chores. Er berichtet, dass es die katholische Sangesgemeinschaft schon gab, als die Pfarrei noch gar nicht existierte. 1921 war das, und damals war es nur Männern vergönnt, ihre Stimme im Gotteshaus zu erheben.

Fünf Jahre später, 1926, durften auch Frauen einstimmen. 29 Sänger und 19 Sängerinnen zählt denn auch der erste erhaltene Jahresbericht aus dem Jahr 1938 auf. „Die Gesamtzahl hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert“, so van Beek. Doch heute geben bei 50 Chor-Aktiven die 38 Damen den Ton an. „Heute suchen wir Männerstimmen.“

Dabei kann van Beek sich über Nachwuchsmangel weniger beklagen als andere Vorsitzende, gehört doch sein Chor vom Durchschnittsalter zu den jüngsten im Bistum. „Die Leute sind nett, ich singe gerne, und zusammen singen macht einfach mehr Spaß“, erklärt Barbara Kullmann, mit 34 Jahren das jüngste Chormitglied. Das wiederum freut „alte Hasen“ wie Karl Josef Mathias, der seit 51 Jahren und über 2000 Proben im Bass singt – und im Chor seine Frau kennenlernte: „Es ist schön, wenn junge Leute Spaß an der Kirchenmusik haben.“ Doch Chor ist mehr als purer Spaß.

Das Musikleben in der Gemeinde

„Regelmäßiges Singen stärkt das Immunsystem und hilft beim Stressabbau“, erklärt Judith Borbonus mit einem Schmunzeln. Die Kirchenmusikerin leitet seit Januar 2010 den Chor. Neben dem praktischen Nutzen steht für sie im Vordergrund: „Musik ist wie kaum eine andere Kunst imstande, unsere Tiefenschichten zu bewegen.

Chormusik kann zum Ausdruck bringen, was wir nicht in Worte fassen können. Der Gesang im Gottesdienst verstärkt das Lob, den Dank und die Bitten.“ Das hören die Gemeindemitglieder nicht nur vom Kirchenchor. Auch ein Jugendchor, ein Kinderchor, eine Choralschola, ein junger Projektchor und die Band Werktagskapelle gestalten das Musikleben der Gemeinde.

Neben der Freude am Singen engagieren sich die Chormitglieder auch wegen der festlichen Gottesdienste und besonderen Konzerte. Seit 15 Jahren ziehen sie am zweiten Sonntag im Advent durch den Stadtteil, singen an Plätzen, um die Zuhörer auf die Adventszeit einzustimmen. Doch derzeit proben sie im Gemeindezentrum am Ginsterweg nur für eins: die Jubiläumsmesse.

Am Freitag werden sie um 19 Uhr in der Kirche, Sommerburgstraße/Ecke Metzendorfstraße, mehr als ein Ständchen singen. Gemeinsam mit Solosängern und einem kleinen Orchester steht die „Missa brevis“ von Wolfgang Amadeus Mozart und eben das Jubellied „Laudate“ von Johann Sebastian Bach auf dem Programm.