Essen. Keine fünften Klassen im neuen Schuljahr. Auch Realschulen in Sorge.

Die Schullandschaft in Essen steht vor erheblichen Veränderungen. Das liegt an den unerwartet geringen Anmeldezahlen an Gesamt- und Realschulen. Außerdem können Städte jetzt die neuartigen Sekundarschulen einführen. Bei ihnen handelt es sich um einen Verbund aus zwei unterschiedlichen Schulformen, z.B. Haupt- und Realschule.

Dezernent Peter Renzel hatte am Wochenende erstmals angekündigt, dass im Schuljahr 2013/14 die ersten Sekundarschulen in Essen an den Start gehen werden.

Die Gesamtschule Süd wird im nächsten Schuljahr keine Eingangsklassen bilden. Damit steht die Schule in Stadtwald, die seit Jahren unter notorisch niedrigen Anmeldezahlen leidet, langfristig vor dem Aus.

Ausnahmen sind möglich

Nur 34 Anmeldungen wurden jetzt in Stadtwald verzeichnet. Laut Schulgesetz wären aber 104 nötig – vier Klassen mit je 26 Kindern. Das Gesetz sagt auch: Kommen zu wenige Anmeldungen zusammen, muss eine Schule „auslaufen“, darf fortan keine neuen Jahrgänge mehr bilden. Ausnahmen sind aber möglich. Bei der Gesamtschule Süd hat man davon schon oft profitiert, die Anmeldezahlen waren wiederholt zu niedrig – 51 waren es fürs Schuljahr 2010/11, davor 71, davor 67.

Dieses Mal scheint es keine Ausnahme mehr zu geben: Die Eltern, die ihr Kind jetzt in Stadtwald für die fünfte Klasse angemeldet haben, erhalten in diesen Tagen Post von der Stadt – mit dem Hinweis, dass die Anmelde-Unterlagen an eine andere Gesamtschule weitergeleitet wurden. Das bedeutet faktisch das Ende für die Gesamtschule Süd.

Weniger Anmeldungen als freie Plätze

Die Gesamtschule Süd war bis 1988 das „Stadtwald Gymnasium“. Die Schule leidet seit Jahren unter Akzeptanz-Problemen, vor allem im eigenen Stadtteil. Die Schüler kommen aus dem gesamten Stadtgebiet. Erst im Frühjahr 2010 war eine neue Schulleitung installiert worden.

In diesem Jahr haben die acht Essener Gesamtschulen erstmals insgesamt weniger Anmeldungen als freie Plätze. Vier Gesamtschulen hatten zu viele Anmeldungen, vier hatten zu wenige. 125 Kinder müssen in diesem Jahr unter den Gesamtschulen umverteilt werden. Das rettet die Gesamtschule Süd nicht, auch wenn Schuldezernent Peter Renzel betont: „Zu schulorganisatorischen Maßnahmen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts gesagt werden.“ Wenn in der Schulverwaltung von „schulorganisatorischen Maßnahmen“ die Rede ist, geht es immer um Schließungen oder Fusionen.

Realschulen in Sorge

Die geringe Anmeldezahl an den Essener Gesamtschulen bringt auch die Realschulen in Sorge: Sie profitieren normalerweise immer von den Kandidaten, die an Gesamtschulen abgelehnt worden sind. Das wird in diesem Jahr erstmals nicht der Fall sein. „Jetzt wird es eng“, sagt der Leiter einer Realschule. Die Realschulen in Essen haben in diesem Jahr teilweise mit erheblichen Einbußen zu kämpfen: Fünf von 14 Realschulen im Stadtgebiet erreichten nicht die erforderliche Anmeldezahl. „Wir sind ratlos und stehen außen vor“, kritisiert Helmut Feldkirchner, Leiter der Geschwister-Scholl-Realschule und Sprecher der Realschul-Leiter. Noch gebe es weder Infos noch Termine für entscheidende Gespräche. Viele Realschulen befürchten, zwangsweise mit einem anderen Haus zur Sekundarschule umgewandelt zu werden. „Realschulen haben einen guten Ruf zu verlieren“, heißt es.