Essen. . Eine 30-Stunden-Woche mit 75 Prozent Ausbildungsgehalt bedeutet für so macnche junge Eltern eine große Chance. Die Emschergenossenschaft und die Stadt bieten Teilzeit-Ausbildungen an.

Eine Ausbildung in Vollzeit, die hätte Kim Nancy Kern wohl nicht geschafft. Zu Hause bleiben wollte die junge Mutter aber auch nicht: „Als mein Sohn ein Jahr alt war, wusste ich, dass ich eine Ausbildung machen will“, sagt die 21-Jährige, die den Realschulabschluss in der Tasche hatte. Toni ist jetzt zwei Jahre alt und hat einen Kindergartenplatz bekommen. Und seine Mutter eine Teilzeitausbildung: Kim Nancy Kern wird Kauffrau für Bürokommunikation bei der Emschergenossenschaft.

Teilzeit_Azubis voll integrieren

Teilzeit bedeutet für sie, dass sie 30 statt 39 Stunden in der Woche arbeitet und dafür 75 Prozent der Ausbildungsvergütung bekommt. Auch die sechs Stunden am Tag sind für die junge Mutter viel, da sie außer Kind und Job auch noch die Schule (bei der die Stunden nicht reduziert werden), Haushalt und Hausaufgaben erledigen muss. Der Anfang sei heftig gewesen, sagt sie. Dann kamen die Gewissensbisse, ob sie genug mit ihrem Kind unternehme. Inzwischen klappt aber alles. Auch dank der Omas.

Die Teilzeitausbildung ist auch für die Emschergenossenschaft neu. Ein Jahr lang hat sich Ausbilderin Inge Meinzer-Kahrweg eingearbeitet, um die Form zu organisieren. Vor allem will sie die beiden Teilzeit-Azubis voll integrieren. Setzt sich dafür auch mit Themen wie Kinderbetreuung auseinander. Prüft, welche Töpfe sich anzapfen lassen, um die jungen Mütter zu unterstützen und ist überzeugt: „Wir müssen diese Potenziale ausschöpfen.“ Deshalb dürfe man bei den Bewerbern nicht nur die klassische Gruppe im Blick haben, die gut versorgt noch bei den Eltern wohne.

Auch bei der Stadt fängt eine Teilzeitauszubildende an

Auch bei der Stadt fängt im Herbst eine Teilzeitauszubildende an. Sie hat gerade das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen, sagt Sprecherin Renate Kusch. Jetzt will sie Tischlerin werden. Zuvor gibt es eine viermonatige Schulungsphase, die zum Projekt T.E.P. (Teilzeitberufsausbildung – Perspektiven Öffnen – Einstieg begleiten) gehört, erklärt Britta Hegener von der Jugendhilfe Essen gGmbH, die Träger des Projekts ist.

Das wollte die SPD gern noch erweitern und legte im Sozialausschuss einen Antrag auf mindestens zwei Teilzeit-Ausbildungsstellen bei der Stadt ausschließlich für Alleinerziehende vor. Der wurde abgelehnt. Dirk Heidenblut, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, sieht die Stadt in ihrer Rolle als Optionskommune in der Verantwortung, Bildungschancen auch für diese benachteiligte Gruppe zu erleichtern. Das Arbeitsamt mache es vor. Das ging den anderen Parteien offenbar zu weit, die kein Doppelsystem hätten haben wollen. Bis auf die Linke hätten alle dagegen gestimmt, sagt der Sozialdemokrat verblüfft.

Erstaunt war auch Ramona Johannesmann, wie schnell sie ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in Teilzeit bekam. Denn die 25-Jährige ist alleinerziehend, blieb nach der Schule und der Geburt ihrer beiden Kinder erst einmal zu Hause. Ihr Sohn war nicht geplant: „Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, habe ich geheult“. Und Angst gehabt, wie es weitergehen soll. Die Kinder sind nun sechs und vier Jahre alt und haben einen Platz in der Ganztagsbetreuung. Trotzdem schafft es ihre Mutter nicht immer so früh anzufangen wie ihre Kollegin Kim Nancy Kern, denn Ramona Johannesmann hat keine Hilfe von Partner oder Omas. Aber sie ist sich sicher, die Ausbildung zu packen: „Weil für mich immer klar war, dass ich selbst für meine Kinder sorgen will.“