Familie hat Kirche in Kettwig zu Wohnhaus umgebaut
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Essen. . Mit der Umwandlung einer Kirche in ein Einfamilienhaus hat sich Familie Stein aus Kettwig eine anspruchsvolle Bauaufgabe gestellt - die gelungen ist. Bis zu 30 Gäste haben im Wohnzimmer - dem ehemaligen Kirchenschiff - Platz. Wo früher ein Altar stand, finden sich heute Klavier und Kicker.
Fast auf den Tag genau ein Jahr liegt der erste Baustellenbesuch am Eva-Hollands-Weg in Kettwig zurück. Die neuapostolische Kirche, im Februar 2010 aufgegeben und profaniert, sollte in ein nicht alltägliches Wohnhaus verwandelt werden - eine durchaus anspruchsvolle Bauaufgabe, die sich Bauherr Eric Stein und Architekt Horst Beger da gestellt hatten. Inzwischen ist das wesentliche getan, und man kann sagen: Es ist gelungen.
Wo sich vor Jahresfrist der Schmutz in allen Ritzen festsetzte, präsentiert sich nun eine Wohnhalle, die trotz 4,80 Meter hoher Wände und imponierender Grundfläche wohnlicher nicht wirken könnte. „Es ist ein menschenfreundliches Gebäude“, meint Manuela Stein, die am großen Esstisch zwischen Kicker und Klavier Platz genommen hat.
Platz für bis zu 30 Gäste
Ein Begegnungshaus war es und ist es geblieben - nun eben ein privates. Denn gerade der Wohnbereich bietet sich für Gesellschaften an. Kleine Konzerte haben schon stattgefunden, die Akustik ist kolossal. Einen Fernseher sucht man hier vergeblich, statt dessen finden sich Bücher und ein Kicker. Bis zu 30 Gäste finden Platz, ohne sich zu sehr auf die Pelle zu rücken. Am wichtigsten aber war den Eltern, dass sich ihre Töchter und ihr Sohn im künftigen Zuhause sofort wohlgefühlt haben.
Schief gegangen sei erstaunlich wenig in zehn Monaten Umbauzeit. „Abstriche von unserem ursprünglichen Plan mussten wir nur bei Kleinigkeiten machen. Aber das ist normal, auch wenn man ein Haus neu baut“, so die Kunsthistorikerin, die gerade ihr viertes Kind erwartet. „Die Räume bieten alles, was eine Familie braucht.“
Darüber hinaus aber auch Erlebnisse, wie sie nur eine ehemalige Kirche bieten kann. Die Lichtstimmungen ändern sich manchmal von Minute zu Minute. Das Farbenspiel zaubert sanfte Lichteffekte in den schlicht gestalteten Raum, die an Piet Mondrians abstrakte Kompositionen erinnern.
Die richtige Balance zwischen Alt und Neu zu finden beschreibt Manuela Stein als eines ihrer entscheidenden Anliegen. „Wir wollten dem Vorhandenen eine weitere Chance geben.“ Das gilt auch für einige Einrichtungsgegenstände. Derzeit lassen die Steins eine Kirchenbank aufarbeiten. Sie findet ihren Platz in der Diele als Teil der Garderobe.
Am Grundriss haben die Steins und Planer Beger nichts verändert. „Umwidmung“ nennen sie dieses Prinzip. Als besonders geglückt dürfte die Gestaltung der Empore über dem Entree gelten. Hier haben sich die Eltern ihren Rückzugsbereich geschaffen. Seine zur Wohnhalle gerichtete weiße Front bietet viel Fläche für Lichtspiele.
Kauf von Grundstück und Gebäude günstoger als neues Eigenheim
„Zu Beginn eines solchen Projekts stürzen unzählige Ideen und Tipps von Freunden auf dich ein“, erinnert sich Manuela Stein. „Was hätte man nicht alles verwirklichen können? Zwischendecken einziehen, eine Galerie an den Wänden entlang konstruieren…“ Alles verworfen! Das Ergebnis spricht für die Bauherren. Noch wartet Arbeit vor der Tür. Zwar gibt es bereits eine Terrasse, aber der Garten als solcher muss sich noch entwickeln. Ein Vorhaben, dem Manuela Stein gern das eine oder andere Jährchen zubilligt. Sie will beobachten, welche Möglichkeiten ihr die Natur für die Gestaltung einräumt.
Wohnen in der Kirche
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Sind hohe Räume nicht energetisch sehr teuer? Offenbar nicht. Trotz klirrender Kälte herrschen in der Wohnhalle behagliche Temperaturen. Die Fußbodenheizung bollert aber nicht bis zum Anschlag. Den Kamin hat die Familie zwar schon in Betrieb genommen, zur Wärmeversorgung nötig sei das aber nicht gewesen. Inwieweit sich die Solarkollektoren auf dem Dach des Anbaus auf die Heizkosten auswirken, muss sich noch erweisen. Die insgesamt positive Zwischenbilanz in punkto Energieverbrauch erklärt sich bei der Untersuchung des Baukörpers. 40 Zentimeter dick sind die Außenmauern, die Ausrichtung nach Südosten sorgt für optimale Sonneneinstrahlung. Trotz der Wohnfläche dürften sich die Betriebskosten in Grenzen halten.
Die Investitionen taten das auch. Kauf von Grundstück und Gebäude sowie der Umbau sollen günstiger gewesen sein als ein neues Eigenheim zu bauen.
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