Holsterhausen. . In der ehemaligen evangelischen Lukaskirche an der Planckstraße entstehen eine Kindertagesstätte, Seminarräume und Wohnungen. Baubeginn ist am 5. Januar.
Ein altes Gotteshaus wie die Lukaskirche mit neuem Leben zu füllen ist gar nicht so einfach. Große, hohe Räume, bunte Ornament-Fenster, Emporen, ein riesiges Treppenhaus - da sind schon gravierende Umbauten notwendig, um das Gebäude für eine neue Nutzung vorzubereiten.
Genau dieses Problem stellte sich der Vewo Wohnungsverwaltung aus Gelsenkirchen, die im Auftrag der Eigentümerin seit Herbst 2010 ein Konzept für die Umnutzung der ehemaligen evangelischen Lukaskirche an der Planckstraße erarbeitet. Für die Architekten war es eine echte Herausforderung, „die kleinteilige Nutzung in das große Volumen“ zu integrieren.
2008 war die Kirche profaniert worden. Jetzt wird das Gebäude für eine Mischnutzung mit integrativer Kindertagesstätte, gewerblichen Flächen in Form von Seminar- und Büroräumen sowie teils barrierefreien Mietwohnungen vorbereitet.
Der Rohbau wird am 5. Januar in Angriff genommen - was auch bei winterlichen Verhältnissen kein Problem sei, da das Dach ja erhalten bleibe, versichert Ute Trapp, Geschäftsführerin der Vewo. Im Mai endete die Zwischennutzung durch die Künstlergruppe „Freiraum 2010“, die die Lukaskirche einige Monate für ihre kreative Arbeit nutzen konnte. Seit September liegt die Baugenehmigung vor.
Mit rund anderthalb Jahren war der Vorlauf nicht gerade kurz. „Die lange Planungszeit hat ihre Gründe in der Komplexität des Vorhabens“, erläutert Ute Trapp. Dass die Schadstoffbelastung im Innenbereich der Kirche höher als erwartet war, gehörte zu den unangenehmen Überraschungen, die Nachbesserungen bei der Planung erforderlich machten.
Zwischenzeitlich wechselte der Bauherr, die Neue Grundstücks GbR Stallmann aus Gelsenkirchen, den Architekten und beauftragte im März das Altenessener Büro Heinrich Böll mit der Planung. Im Frühjahr 2013 sollen die neuen Mieter einziehen. Der Kirchencharakter des Gebäudes soll gewahrt werden, der Turm und die mittig auf der Eingangsfassade platzierten Fenster bleiben im Bereich des Treppenhauses zur Planckstraße hin erhalten.
„Die Wohnungen bekommen natürlich neue Fenster, teils bis zum Boden, sowie Balkone“, erläutert Architekt Heinrich Böll. Auch neue Türen seien im Eingangsbereich erforderlich. Abgesehen von den alten Kirchenfenstern werde das Gebäude komplett wärmegedämmt. „Uns war wichtig, dass die Kirche nicht abgebrochen wird. Die Vergangenheit des Hauses soll erkennbar bleiben“, so Böll.
Das bisher zweigeschossige Gebäude - unten der Gemeindesaal mit Bühne, oben der eigentliche Kirchraum - erhält mehrere Zwischendecken. Insgesamt entstehen rund 2600 Quadratmeter Mietfläche inklusive der Kindertagesstätte und der Seminarräume.
Die integrative Kita „Wurzelkinder“, eine Elterninitiative, die sich inhaltlich an die Waldorfpädagogik anlehnt, wird im Erdgeschoss einziehen und optisch vom Rest des Hauses durch ein farbiges „Band“ abgesetzt. In zwei Gruppen entstehen 30 Betreuungsplätze, darunter auch Plätze für unter Dreijährige und Kinder mit Behinderung. Der Garten kann als Spielbereich genutzt werden. „Allerdings sollen dort nicht Spielgeräte im Vordergrund stehen, sondern die Beschäftigung mit Dingen aus der Natur“, erklärt Architekt Böll.
Im ersten und zweiten Stock werden die Seminarräume eingerichtet, möglicherweise zieht dort das „Zentrum für Achtsamkeit und Gesundheitsförderung“ von Ulla Franken ein. In den oberen drei Etagen entstehen 16 Mietwohnungen zwischen 50 und 120 Quadratmetern, geeignet für Singles, Familien und Wohngemeinschaften. Auch ein Wohnprojekt will dort einziehen, bei dem jeder seine eigene Wohnung hat, ein zentraler Raum aber gemeinsam genutzt wird. Neun Wohnungen sind für Rollstuhlfahrer geeignet, ein Fahrstuhl ist geplant. „Die Mieten werden ortsüblich sein“, erläutert Ute Trapp. Anfragen von Interessenten gebe es bereits.