Mit dem Projekt "Jedem Kind ein Instrument" werden Kinder nach dem Schulunterricht an Musik herangeführt. Richtig los geht's im September. An der Ardey-Grundschule zupfen und singen sie schon jetzt

Pauline stürzt sich auf die kleine Gitarre und spielt einfach drauflos, zupft an den Saiten und setzt ihre Finger darauf. Blockflöte könne sie schon, sagt die Achtjährige. Deswegen wolle sie jetzt ein neues Instrument lernen. Akkorde greifen kann Pauline noch nicht. Aber das ist auch egal. Denn: In der Anfangsphase des Projekts Jedem Kind ein Instrument (Jeki) gehe es um Annäherung, ums Herantasten, so Jan Raderschatt von der Folkwang Musikschule.

Raderschatt ist als Tandem-Lehrer in der Grundschule am Ardey im Einsatz. Er unterstützt Leiterin Ulrike Tervoort, die eine Gruppe von 22 Kindern unterrichtet. Eigentlich sollte Jeki die Mehrzahl der teilnehmenden Schulen ab Anfang August mit zusätzlichem Musikunterricht versorgen. Aufgrund des organisatorischen Aufwandes beginnt die Umsetzung tatsächlich erst ab September. Die Ardey-Schule ist die Ausnahme.

Tervoort, vom Koordinator Folkwang Musikschule, singt und musiziert schon seit einem Jahr mit einer Klasse. Die testete das Projekt in einer Pilotphase. Bei den Kindern kommt es an: Obwohl Trommeln und Xylofone nach Schulschluss ausprobiert werden, sind sie voll konzentriert - und entspannt. Das, so scheint es, ist ein wichtiger Baustein der Aktion: Kopf aus, Phantasie an. Keine Noten, dafür Gefühl. Eben das Gegenteil von dem, was der übliche Unterricht fordert.

Bei den einen klappt das eher, bei anderen hapert's mit der "Kopflosigkeit" noch ein wenig. Trotzdem gelingt es im Laufe der Stunde, in die Welt der Klänge abzutauchen. Stück für Stück erarbeitet sich die Gruppe ein Lied über 1000 Sterne. Zunächst mit Tanz und Bewegung. Einige merken dabei, dass es gar nicht so einfach ist, sich wie ein Stern treiben zu lassen.

Tervoort verteilt dann der Reihe nach Glockenspiele. Die Kinder lassen den Schlegel sanft darüber gleiten und erzeugen hohe Töne, die zusammen eine verträumte Melodie bilden. Ob in einem Kind ein Nachwuchskünstler steckt, steht erst mal im Hintergrund. Musik für die Masse, darum geht's. Jeder soll die Chance haben, Musik zu erfahren.

So zumindest lautet die Devise in der Anfangsphase. Im 2. Jahr wird es etwas spezifischer. Dann nämlich legen sich die Kinder auf ein Instrument fest. So wie Pauline, die unbedingt Gitarre lernen will. Oder Klara, die Blockflöte spielt. An der Ardey-Schule sind außerdem Trompete und Horn im Angebot. Musiziert wird einmal pro Woche für 45 Minuten.

Insgesamt rund 600 Kinder erreicht Jeki in der ersten Runde. "Wenn langfristig 30 bis 40 Prozent der Schüler mitmachten, wäre das super", sagt Raderschatt. Aber, so fügt er hinzu, sei das "etwas in den blauen Dunst hinein geredet." Die Teilnahme ist natürlich davon abhängig, wie überzeugt die Eltern von der Idee sind. Im 1. Jahr kostet die Teilnahme zehn Euro im Monat. Kinder von ALG II- und Sozialhilfe-Empfängern zahlen nichts.

Von 1000 funkelnden Sternen singen die Kinder zum Schluss, so, als wollten sie das Märchenhafte an diesem Projekt bewusst betonen.Jeki kostet für Eltern im 1. Jahr zehn Euro im Monat. 20 Euro pro Monat fallen im 2. Jahr an und jeweils 35 Euro im Monat sind für das 3. und 4. Jahr zu veranschlagen, in denen die Kinder an Orchester herangeführt werden.