Essener Süden. . Nach dem Fischsterben im Dezember in Deilbach, Ruhr und Baldeneysee mit rund 50 000 verendeten Tieren wollen Ruhrverband und Fischereigenossenschaft den Bestand auffüllen. Fischtreppen in Kettwig und Werden sollen künftig helfen bei dem ehrgeizigen Vorhaben, den Edelfisch Lachs im Essener Süden wieder heimisch werden zu lassen.

Die Untersuchung des Schadens, den der ätzende Löschkalk aus einem Überlaufbecken in Kupferdreh am 9. Dezember in den Gewässern angerichtet hat, ist noch nicht abgeschlossen. Ruhrverband und Genossenschaft schätzen die Zahl der verendeten Fische auf rund 50 000, die meisten davon Rotaugen. Die gute Nachricht: Außer den Fischen sind kaum Tiere und Pflanzen im Mitleidenschaft gezogen worden. „Die Biotope in Ruhr und Baldeneysee sind weitgehend intakt geblieben“, sagt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes.

Eine weitere gute Nachricht: Die erst im November im See eingesetzten Rotfedern, die die jungen Triebe der Wasserpest Elodea kurz halten sollen, haben weitgehend überlebt. „Rotfedern bilden gerne Schwärme und werden sich noch weitgehend vor dem Hafen Scheppen aufgehalten haben, wo sie eingesetzt worden sind“, sagt Stefan Jäger, Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft. Der Rotfeder-Jahrgang 2010 dagegen ist vermutlich dezimiert worden.

Ständige Bedrohung durch den Komoran

Rotfedern will der Ruhrverband erst wieder im Herbst einsetzen. Die Fischer dagegen werden schon im Frühjahr größere Rotaugen-Bestände einkaufen und einsetzen, um den Bestand insbesondere an Laichtieren aufzustocken. Eine ständige Bedrohung für den Fischbestand in der Ruhr sehen die Fischer in den Kormoranen, von denen um die 75 entlang der Ruhr gesichtet wurden. Bis zu zehn Tonnen Fisch im Jahr können sie fressen, rechnet Jäger vor. Er macht die Raubvögel mit verantwortlich dafür, dass der Fischfang in der Ruhr im Jahr 2010 mit rund 23 Tonnen „der geringste Ertrag in den vergangenen 21 Jahren“ war.

Eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Landesumweltministeriums arbeitet deshalb an einer Neuauflage der Kormoranverordnung, der den Fischern zwischen 2006 und 2010 die Jagd auf die Vögel freigab. „Wir wollen den Kormoran nicht ausrotten. Wir wollen ein vernünftiges Bestandsmanagement, wie es das überall in Europa gibt, nur nicht in NRW“, beschreibt Jäger die Forderung der Fischer.

"Aufwertung für das Image des Ruhrgebiets"

Für das ehrgeizige Ziel, den Lachs zurück in die Ruhr zu holen, hat der Geschäftsführer der Genossenschaft eine „Projektskizze“ vorgelegt. Bis Mülheim-Raffelberg sind die ersten Lachse schon gekommen. Mit Aufstiegshilfen an den Stauwehren Kettwig und Werden sollen sie bis zur Deilbachmündung kommen. Insbesondere am Werdener Wehr „wird das Ding viel Geld kosten“, sagt Jäger. Es lohne sich aber, und zwar nicht nur für die Fischer. „Lachse sind ein Qualitätssiegel für saubere Gewässer“, sagt er. „Wenn wir sie in der unteren Ruhr heimisch machen könnten, wäre das auch eine Aufwertung für das Image des Ruhrgebiets.“