Essen. . Die Polizei hat die Ermittlungen nach dem Massen-Fischsterben abgeschlossen. Demnach sind sich die Beamten sicher, dass mit einer Hochleistungspumpe etwa 100.000 Liter des mit Branntkalk versetzten Wassers eines Rückhaltebeckens von Straßen.NRW in die Kanalisation gepumpt wurden.
Das Fischsterben im Baldeneysee Anfang Dezember muss womöglich strafrechtlich anders bewertet werden, als es bisher den Anschein hatte. Die Polizei ist sich inzwischen sicher, dass etwa 100.000 Liter mit Branntkalk versetzten Wassers mit einer Hochleistungspumpe aus dem Regenklärbecken an der Nierenhofer Straße in die Kanalisation gepumpt wurden.
Über den Ablauf gelangte die laugenartige Brühe in den Deilbach und von dort schließlich in den Baldeneysee, wo der hohe ph-Wert des einfließenden Wassers das massenhafte Fischsterben auslöste. Nicht geklärt ist, ob das verunreinigte Wasser fahrlässig abgepumpt wurde oder ob dies mit Vorsatz geschah.
Auch am Dienstag, elf Tage nachdem besorgte Bürger die Polizei alarmiert hatten, weil tausende tote Fische auf dem Baldeneysee trieben, meldeten Spaziergänger wieder Kadaver auf dem See. Auch ihre Zahl gehe in die Tausende. Die Polizei geht davon aus, dass der aktuell hohe Wasserdurchfluss der Ruhr die Fische an die Oberfläche gespült hat, auch sie dürften unmittelbar nach der Einleitung der Lauge verendet sein. Nach Angaben des Ruhrverbandes ist der ph-Wert im Baldeneysee derzeit unauffällig.Ruhrfischereigenossenschaft und Technisches Hilfswerk rückten am Mittag aus, um die Kadaver zu bergen.
Fall wird der Staatsanwaltschaft übergeben
Angestellte einer privaten Entsorgungsfirma, die der landeseigene Straßenbaubetrieb „Straßen NRW“ mit der Sanierung und Reinigung des Regenklärbeckens an der Zufahrt zur A44 in Kupferdreh beauftragt hatte, wurden inzwischen von der Polizei einbestellt. Die Mitarbeiter konnten aber nichts zur Aufklärung beitragen, teilte die Polizei gestern mit. Weitere Vernehmungen sollen nun klären, warum die Entsorgungsfirma den mit Branntkalk gelöschten Klärschlamm nicht umgehend abtransportiert hatte. Die Ermittlungen der Polizei stehen vor dem Abschluss. In den nächsten Tagen soll der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben werden.
Dass Branntkalk das Fischsterben ausgelöst hat, gilt als sicher. Kalk wird dazu benutzt, flüssigem Klärschlamm das Wasser zu entziehen. Der Schlamm wird anschließend ausgebaggert und abtransportiert. Das Verfahren sei „technisch üblich“, heißt es übereinstimmend beim Ruhrverband und bei „Straßen NRW“. Bei sachgerechtem Umgang „passiert da nichts“.
Entsorgungsfirm ist ausgewiesenes Fachunternehmen
Nach Angaben der Regionalniederlassung Ruhr, die für den Betrieb des Regenklärwerkes an der Nierenhofer Straße zuständig ist, handelt es sich bei der privaten Entsorgungsfirma um ein ausgewiesenes Fachunternehmen, mit dem „Straßen NRW“ bereits seit längerem zusammenarbeite. Seines Wissens seien zwei Sattelzüge mit Klärschlamm durch die Firma von der Nierenhofer Straße abgefahren, sagte Niederlassungsleiter Michael Gebert im Gespräch mit dieser Zeitung.
Warum es dabei blieb, bleibt Spekulation. Dass mit Kalk belastetes Wasser nicht in ein Gewässer abgepumpt werden darf - dieses Wissen darf man bei einer Fachfirma voraussetzen. Möglicherweise wussten die Mitarbeiter nicht, dass der Ablauf des Beckens in den Deilbach mündet, so Gebert. Die Ermittlungskommission der Polizei konnte den Verlauf des Leitungsnetzes erst zweifelsfrei klären, als sie eine ungefährliche Farbsubstanz ins Abwasser kippte. Die Farbe trat an der Mündung es Deilbachs aus, wohin sich in dieser Jahreszeit Weißfische zurückziehen.