Essen. Polizei und Umweltbehörden untersuchen, ob ein Regenrückhaltebecken des Landesbetriebes Straßen NRW die Quelle für die Schadstoffbelastung des Wassers ist. Die biologischen Schäden sind noch nicht absehbar - könnten aber immens sein.
Polizei und Umweltbehörden untersuchen eine mögliche Ursache für das massenhafte Fischsterben an der Ruhr. An der Anschlusstelle Kupferdreh-Süd der A 44 haben sie Hinweise erhalten auf ein Regenrückhaltebecken des Landesbetriebes Straßen NRW, an dem eine illegale Einleitung stattgefunden haben könnte. Das Umweltkommissariat 11 hat Proben ziehen lassen und Beweismittel sicher gestellt. Derzeit arbeitet die Feuerwehr daran, den Deilbach umzuleiten, so dass er nicht mehr durch dieses Rückhaltebecken in die Ruhr fließt. Unter dem Flutlicht der Lichtmasten des Technischen Hillswerkes (THW) ist schweres Gerät im Einsatz.
Schäden noch nicht absehbar
Welche Schäden das biologische System des Baldeneysees durch eine solche Einleitung nehmen könnte, ist noch gar nicht abzusehen. Das Umweltkommissariat hat einen Krisenstab eingerichtet, in dem auch Vertreter von Ruhrverband, der Mülheimer Wasserwjrtschaft, und der Umweltbehörden auf Stadt- und Landesebene sitzen. Für die kommenden Tage und Wocjhen sind umfangreiche Untersuchungen an der Ruhr und im Baldeneysee angekündigt.
Feuerwehr und DLRG haben inzwischen die an den Ruhrufern gestrandeten Fischkadaver weitgehend eingesammelt. Dennoch sind in Kupferdreh noch vereinzelt tote Fische an den Ufern zu sehen. Wie viele Tiere tatsächlich verendet sind, lässt sich noch nicht absehen. Die Kadaver sind inzwischen zu großen Teilen auf den Grund der Ruhr gesunken.
Erste Hinweise auf die Umweltkatastrophe waren am Freitagnachmittag eingegangen. Als die Polizei am ersten Fundort eintraf, der etwa 150 Meter von der Prinz-Friedrich-Straße entfernt liegt, meldeten die Beamten bereits „zigtausende“ verendete Fische.
Diese Rückmeldung löste einen Großalarm aus. Alarmiert wurden Feuerwehr, Fischereibehörde, das Landesumweltamt, die Wasserbehörde, die DLRG und die Rheinischen Wasserwerke, weil das verschmutzte Wasser Richtung Mülheim floss. Eine fieberhafte Suche nach der Quelle der vermuteten Einleitung begann. Dabei half auch der Polizeihubschrauber „Hummel“, der den Deilbach absuchte. Am Abend waren die Experten relativ sicher: Die Einleitungsstelle liegt unmittelbar hinter dem Kupferdreher Gewerbegebiet Prinz Friedrich.
„Eine Gefährdung des Trinkwassers schließen wir im Moment aber aus“
Alarmiert ist auch der Ruhrverband. Sprecher Markus Rüdel rechnet erst in einigen Tagen mit belastbaren Ergebnissen. Bei der großen Menge an toten Fischen seien im Grunde nur zwei Möglichkeiten denkbar: Entweder es handele sich um eine extrem toxische Substanz oder aber die Menge des eingeleiteten Schadstoffs sei sehr groß. Rüdel sprach von einer ungewöhnlich hohen ph-Belastung. „Eine Gefährdung des Trinkwassers schließen wir im Moment aber aus“, so Rüdel. „Die Wasserwerke sind deshalb in der Lage, eine Welle mit schadstoffhaltigem Wasser vorüberziehen zu lassen.“ Das Trinkwasser für Essen wird vor der Einleitungsstelle entnommen und ist in keinem Fall gefährdet.