Essen. . Wer eine Wohnung im Süden der Stadt sucht, der muss auch 2012 genau aufs Geld schauen. Für Haushalte mit mittlerem Einkommen gibt es eigentlich genügend Wohnraum in Essen - auch die gefragte Größe ab 75 Quadratmetern ist auf dem Markt. Doch die Lage wird immer mehr zum Ausschlusskriterium.
Drei bis vier Zimmer im Essener Süden, dazu eine qualitativ hochwertige Ausstattung und natürlich alles preiswert und bezahlbar: Diese Vorstellung bleibt auch 2012 auf dem Wohnungsmarkt sehr beliebt und stark nachgefragt, da sind sich der Bezirksverband Essen des Rings Deutscher Makler (RDM), das Büro für Stadtentwicklung als auch der Mieterschutzbund einig. Nur: Für Haushalte mit mittlerem Einkommen wird es in Essen immer schwieriger, genau diesen gewünschten Wohnraum zu finden. Stefan Pàsztor, Vorsitzender des Essener RDM, sieht die gestiegenen Ansprüche der Zielgruppe als einen Grund: „Die klassische Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnung wird meist von Doppelverdienern mit zwei Kindern gesucht.“ Oft existierten sehr genaue Vorstellungen, was Lage und Zuschnitt der Wohnungen angeht.
Dass die Ansprüche an Mietwohnungen generell gestiegen sind, kann auch Christine Heil vom städtischen Büro für Stadtentwicklung bestätigen. „Im mittleren Preissegment ist der Markt allerdings noch immer ausgewogen“, berichtet Heil, die den Essener Wohnungsmarkt beobachtet. Bereits in dem Bericht der Projektgruppe „Perspektive Wohnen“ sei Anfang vergangenen Jahres die Prognose aufgestellt worden, dass in Essen vor allem der Bedarf an qualitätsvollem Wohnraumangebot wachsen werde. „Das sind dann die Wohnungen ab 100 Quadratmetern, die gerade für Doppelverdiener interessant sind.“
Essens grüne Mitte
Nur wenige Leerstände im Süden
Mit den aktuellen Neubauprojekten werde dieser Nachfrage nachgegangen. Ein Beispiel dafür ist etwa das neue Univiertel, in dem mehrere Hundert Wohnungen entstehen, die für die Zielgruppe interessant sein dürften. Auch auf der früheren Festwiese an der Gruga entstanden neben Bürogebäuden Wohnhäuser, die zum gehobenen Wohnen gerechnet werden können. Für den letzten Bauabschnitt an der Ecke Messeallee/Norbertstraße beginnen in Kürze die Bauarbeiten.
Dass eine Neubauwohnung mit über 100 Quadratmetern nicht unbedingt dem entspricht, was die Haushalte mit mittlerem Einkommen suchen beziehungsweise sich leisten können, sieht auch Christine Heil so. „Aber die Wohnungen für diese Zielgruppe sind auch bereits vorhanden.“ Harald Bartnik, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes Mülheim und Umgebung, bewertet die Situation ähnlich: Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen in mittleren Lagen und mit mittlerer Ausstattung gäbe es in Essen durchaus. Schwierig würde es allerdings, wenn man gewisse gute Lagen bevorzuge. „Es gibt nach wie vor Leerstände in Essen, nur die wenigsten befinden sich im begehrten Süden der Stadt.“
Zu wenig Bauland
Auch der Bericht der „Perspektive Wohnen“-Projektgruppe sah Anfang 2011 das Problem, dass die Lage der bestehenden Wohnungen oft eher mäßig ist. Mangelndes Bauland in den entsprechend besseren Lagen sei ein Grund dafür, dass die von vielen Menschen nachgefragte Wohnung in Essen zu selten neu entstehe, meint Stefan Pásztor. Alles darunter aber gebe es in Essen bereits „und wer bereit ist, bei der Lage Abstriche zu machen, der findet auch etwas, was sich ein normaler Haushalt mit mittlerem Einkommen leisten kann“.