Essen. . Mehr als 6300 Verliebte und Verlobte besuchten die 17. Hochzeitsmesse in Essen. Rund 100 Aussteller präsentierten sich, unter ihnen Marketingexperten, Pyrotechniker und Limo-Fahrer. Aus einer Vermählung wird mittlerweile immer häufiger ein Event.
Immer weniger Menschen heiraten – doch das Interesse an Hochzeitsmessen wird immer größer: Mehr als 6300 Menschen, nach Veranstalterangaben so viele wie in nie zuvor, sind am Wochenende zur Messe Essen gekommen, um sich von rund 100 Ausstellern auf einer der größten NRW-Schauen dieser Art beraten zu lassen. Turteltauben, Feuerwerk und Limousine – wer das nötige Kleingeld hat, macht aus der Vermählung einen „Event“, ein Erlebnis also.
„Zu heiraten, das ist etwas Besonderes. Die wenigsten Paare wollen nach der Trauung ins einfache Restaurant, sondern ausgelassen Party machen“, sagt Tanja Jürgens vom Catering-Service Stolzenhoff. Das Unternehmen mit Sitz in Lünen sucht im Auftrag von Brautpaaren auch nach schönen „Locations“, wie sie sagt, das Geschäft wachse von Jahr zu Jahr. Ein paar Schritte weiter bietet die Event- und Marketingagentur „Wurzelreich“ aus Essen ihre neue Idee feil: Als Hochzeitsplaner unterstützen die PR-Experten Paare bei der Suche nach Fotografen oder Musikgruppen. „Früher haben diese Dinge Trauzeugen oder Angehörige organisiert. Sie haben berufsbedingt oft gar nicht mehr die Zeit“, sagt Pascal Kolter, Geschäftsführer von Wurzelreich. „Da springen wir ein. Zu heiraten, das ist ein Event.“
Friseure stellen geflochtene Haarmoden vor, die sie in dreistündiger Kleinstarbeit feststecken. Trauringe, oftmals aus Palladium, weil Gold zu teuer ist, tragen verspielte Elemente, an denen man sogar drehen kann. Hochzeitstorten, schrill und ausgefallen, eine ziert eine E-Mail aus Marzipan und Zuckerguss: Willst du mich heiraten? „Manchen Paaren ist die Verzierung wichtiger sei als die Geschmacksrichtung“, weiß Ilsemarie Buschmann von der Konditorei „Eisdream“. Auch die traditionellen Hochzeitskerzen sollen witzig sein, sagt Katharina Sakowksi von „Kerzenkunst“. „Wir haben kürzlich eine Kerze mit zwei Vulkanen darauf verkauft.“
Hochzeitsmesse
Dezentere Farbakzente hingegen in der Hochzeitsmode: „In diesem Jahr gibt es viele Kleider mit einem farblichen Gürtel oder Stickereien, auch ist wieder Tüll gefragt“, sagt Bianca Hollasch von „Alegria Brautmoden“. In einem der Spiegel des Essener Stands schaut sich Britta Kaiser an. Mehrere hundert Euro wird sie für ein Kleid ausgeben, das schlicht, „aber nicht 08/15“ sein soll. „Ein Brautkleid zu leihen, kam nicht in Frage“, sagt sie. Warum ist das Kleid so wichtig? „Weil es Teil der kirchlichen Trauung ist und die ist dem Paar wichtig“, sagt Trauzeugin Nicola Mathias. Braut und Bräutigam seien Religionslehrer und kirchlich aktiv. „An ihrem Hochzeitstag soll alles passen.“
Der ein oder andere Skeptiker ist aber auch unter den Gästen und Ausstellern. Mit Sorge beobachte er die Vermählungen besonders junger Paare, sagt ein Fotograf. „Ich habe vor Kurzem ein Paar fotografiert, beide waren 19. Die Fotos waren noch nicht entwickelt, da haben sie sich schon getrennt. Manche überstürzen es und übertreiben dann umso mehr.“
Auch Sarah Buchmüller hält vom Hochzeits-Trubel nur wenig. „Die Hochzeit soll für uns sein“, sagt die 29-Jährige. Mit ihrem Verlobten Martin Eckhardt beugt sie sich über Schaukästen mit Trauringen, interessiert seien sie vor allem an den Reise-Angeboten. Denn statt viel Geld ins Fest zu investieren, wollen sie eine besondere Hochzeitsreise machen. „Wir heiraten während der Flitterwochen“, sagt Eckhardt. Am Strand, ohne Familie, stressfrei. „Den Trubel muss man nicht haben.“
Messe verpasst?
Wer die 17. Hochzeitsmesse verpasst hat, kann sich stattdessen in den Nachbarstädten beraten lassen. Im Bochumer Ruhr-Congress findet am 4. und 5. Februar eine Hochzeitsmesse statt, am 4. März die dritte Hochzeits- und Festmesse in der Mülheimer Stadthalle. Info: www.hochzeitsmessen.de. Gut zu wissen: Wer sich auf einer Messe ein Brautkleid aussuchen will, muss bis zu fünf Monate Lieferzeit einplanen.