Dortmund/Essen. . Ringe und Kleid kosten leicht jeweils vierstellige Summen, die Torte 150 Euro und das Buffet gleich 85 Euro pro Gast: Rund ums Heiraten hat sich ein lukrativer Geschäftszweig entwickelt. Es geht um gigantische Umsätze. Im Schnitt kostet eine Hochzeit etwa 10.000 Euro.
Ein romantisches Fest hat eben seinen Preis. Bevor der hoffentlich schönste Tag im Leben beginnt, geht es erst mal ums Geld. Rund ums Heiraten hat sich ein lukrativer Geschäftszweig entwickelt – vom Brautmodengeschäft über spezialisierte Restaurants bis zum „Wedding Planner“, wie es neudeutsch heißt.
Der Job von Iris Kleine-Möllhoff ist es, den Traum in Weiß wahr werden zu lassen. In ihrem Essener Brautmodengeschäft reiht sich ein Kleid an das nächste, schmiegt sich Satin an Chiffon, kitzeln sich Tüll und Spitze. Das Sortiment der Firma Horn umfasst etwa 400 Modelle. Doch gelegentlich platzt der Traum vom perfekten Kleid trotzdem wie eine Seifenblase: „Wenn sich eine Kundin in ein 2000-Euro-Kleid verliebt, aber nur 500 Euro ausgeben kann“, sagt Iris Kleine-Möllhoff. Geld spielt eben doch eine Rolle, auch wenn eigentlich nur die Liebe zählt.
Nadja Dennersmann stellt am Anfang immer dieselbe Frage: „Wie sieht Ihr Budget aus?“ Seit sechs Jahren tanzt die Dortmunderin auf verschiedenen Hochzeiten. Weil sie sie generalstabsmäßig durchplant. Dennersmann ist „Wedding Planner“. Ein Berufsstand, der spätestens durch die Fernsehauftritte von Frank Matthée auf ProSieben eine gewisse Bekanntheit erlangt hat.
8000 bis 12 000 Euro seien Paare bereit, für ihre Trauung und das gesamte Drumherum zu investieren, sagt Dennersmann. Sie hat nach eigenen Angaben schon mehrere hundert Heiratswillige auf ihrem Weg begleitet. Mehr als 382 000 Trauungen zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2010 deutschlandweit. Dahinter verbirgt sich ein millionenschweres Geschäft.
Mehr als 382.000 Trauungen im Jahr 2010
An einer Hochzeit verdienen viele Menschen mit – zum Beispiel der Juwelier: Allein die Trauringe sind vielen Paaren zwischen 1000 bis 1500 Euro wert. Und beim Brautkleid ist die Preisspanne gigantisch. Das gibt es im Brautmodengeschäft Horn ab 350 Euro. Das teuerste Stück kostet 5000 Euro. Eine Komplettausstattung für den Bräutigam – Dreiteiler, Hemd, Schuhe – schlägt schätzungsweise mit 600 bis 700 Euro zu Buche. Aber Hochzeitsplanerin Dennersmann hat auch schon Bräute beraten, die 10 000 Euro in ihren Traum in Weiß investiert haben. „Das Hochzeitskleid ist für viele Frauen das teuerste Stück Stoff, das sie je gekauft haben“, sagt sie.
Die höchsten Kosten entstehen dem Hochzeitspaar in der Regel durch die Feier. Buffet und Getränke lassen sich Heiratswillige im Schnitt 50 bis 85 Euro pro Gast kosten. Noch mehr müssen sie auf den Tisch legen, wenn es extravagante Veranstaltungsorte wie das Hagener Wasserschloss Werdringen, das Stanzwerk Bochum oder das Weltkulturerbe Zeche Zollverein sein sollen. Auch Extrawünsche – Kutsche, weiße Tauben, Feuerwerk – können den Preis rasant in die Höhe treiben. DJ, Alleinunterhalter und Fotografen verlangen in der Regel 400 bis 700 Euro. Eine Hochzeitstorte kostet um die 150 Euro, Blumendekoration gut und gerne 500 Euro.
„Viele Brautpaare unterschätzen die Kosten einer Hochzeit“, sagt Dennersmann. Ihre Aufgabe sieht sie auch darin, das Budget der Paare im Blick zu behalten. „Außerdem können wir zum Beispiel bei Gastronomen oder Fotografen Sonderkonditionen aushandeln.“ Im Gegenzug lassen sich Hochzeitsplaner ihr Organisationstalent mit zehn bis 15 Prozent der Gesamtkosten vergüten.
Schulden machen
Es gebe zwar Hochzeiten, bei denen ganz klassisch die Eltern der Braut die Kosten übernehmen, erzählt Hochzeitsplanerin Christine Göhner aus Düsseldorf. Doch das ist selten geworden. Meist teilen sich die Brautleute die Kosten ihrer Hochzeit.
Verschuldung spiele dabei immer mehr eine Rolle, sagt Hochzeitsplanerin Dennersmann. „Es ist gar nicht so selten, dass Brautpaare einen Kredit aufnehmen, um die Kosten für die Hochzeit zu decken.“ Von einem solchen Finanzierungsmodell distanziert sie sich allerdings. „Eine Hochzeit ist nur ein Tag im Leben und wird durch einen Kredit auch nicht länger.“
Mehr als hundert Aussteller präsentieren sich an diesem Wochenende auf der Hochzeitsmesse Essen. Unter dem Motto „Heiraten 2012“ ist die laut Veranstalter „größte Messe dieser Art“ am Samstag und Sonntag (7./8.) von 11 bis 19 Uhr in der Essener Messehalle 1A geöffnet.