Karnap/Altenessen. .
Pech gehabt! An Messpunkt R11 liegt die zu erwartende Lärmbelastung nachts mit 46 Dezibel knapp unterhalb des Grenzwertes für Wohngebiete. Ein Anspruch auf zusätzlichen Lärmschutz besteht für die Anwohner der Straße Im Arlenkamp, deren Adresse sich hinter dem Messpunkt verbirgt, also nicht, sollte die B 224 tatsächlich zur A 52 ausgebaut werden. Ob sie dennoch Einspruch einlegen werden gegen den geplanten Autobahnausbau? Das „Netzwerk der Bürgerinitiativen“ setzt jedenfalls einmal mehr auf massiven Widerstand aus der Bevölkerung gegen das Autobahnprojekt.
Für die Bürgerinitiativen und den Landesbetrieb Straßen NRW ist es gleichermaßen ein zweiter Anlauf. Schon einmal hatte die Planungsbehörde ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet. 900 Bürger aus Essen, Bottrop und Gladbeck legten 2009 Widerspruch ein. Weil das Verkehrsgutachten zu kurz griff, ließ der Landesbetrieb die zu erwartende Verkehrsbelastung neu berechnen. Nun haben Bürger noch einmal Gelegenheit, Einwände vorzubringen. „Wir gehen davon aus, dass wir die Zahl von 900 Einsprüchen übertreffen werden“, sagt Martin Arnold vom Netzwerk. Neben Bürgerinitiativen machen Kirchengemeinden mobil, Linke und Grüne. Allein, dass Straßen NRW habe nachbessern müssen, sei ein Erfolg.
Konkret geht es um den Ausbau eines 3,6 Kilometer langen Teilabschnitts zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord und Gladbeck. Gerade einmal 500 Meter führen über Essener Stadtgebiet. Laut Verkehrszählung von 2005 rollen südlich der Prosperstraße in Bottrop täglich rund 44 000 Fahrzeuge über diesen Streckenabschnitt. Laut Prognose des Landesbetriebes wird das Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße bis zum Jahr 2025 auf täglich rund 55 000 Fahrzeuge steigen, jedes zehnte davon wäre ein Lkw. Heute schon ist eine Fahrt über die B 224 alles andere als ein Vergnügungsausflug. Im Gegenteil. Staus und Abgase setzen Autofahrern wie Anwohnern zu, weshalb der Landesbetrieb Straßen den Ausbau vorantreibt. Die Planer kalkulieren mit 60 Millionen Euro Baukosten, in spätestens sechs Jahren soll der Verkehr über die neue Trasse rollen. Anwohner wären durch Wälle und Wände vor Lärm geschützt, betont der Landesbetrieb, was vor allem für Bewohner der Gartenstadtsiedlung in Bottrop-Welheim gilt. Doch auch dort ist nicht jeder glücklich über eine Autobahn vor der Haustür.
Für die Bürgerinitiativen endet die A 52 nicht hinterm Gartenzaun. Sie warnen vor einem Ausbau zur „Transitautobahn“ durch das Ruhrgebiet. Mehr als 100 000 Kfz würden laut Prognose dann täglich auf der A 52 fahren. Sollte der in Rede stehende Streckenteil fertiggestellt werden, würde der Verkehrsdruck auf das Essener Stadtgebiet weiter steigen, so die Sorge.
Den Behörden werfen die Initiativen eine „Salamitaktik“ vor, weil sie das Projekt in mehrere Planverfahren unterteilt haben. Tatsächlich betrachtet das Bundesverkehrsministerium den in zwei Abschnitten geplanten Ausbau zwischen den Autobahnkreuzen Essen-Nord und Essen/Gladbeck als Einheit. „Nur eine gemeinsame Realisierung wäre verkehrlich und wirtschaftlich vertretbar“, so das Ministerium. Die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens für das Autobahnkreuz Gladbeck steht im Herbst an.