Essen. . Die Schließung des Kaufhauses Müller auf der Limbecker Straße ist ein Rückschlag für die wiedererstarkte Einkaufsstadt Essen. Neuer Mieter der Immobilie soll nach DerWesten-Informationen die Textil-Kette TK Maxx werden. Bei Müller naht der Abverkauf der Ware mit Preisnachlässen.
Die Kunden sind die einzigen, für die es noch einen Lichtblick gibt: Ab dem 2. Januar beginnt der Abverkauf der Ware mit 25 Prozent Nachlass auf das gesamte Sortiment, außer für Bücher und Elektronik. Das verspricht Verkaufsleiter Martin Grübl, dem das Müller-Aus „selbst weh tut“. Interessenten müssen sich sputen, schon am 12. Januar ist endgültig Schluss. Einen Tag, nachdem Müller die Gerüchte über eine Schließung bestätigt hat, muss sich das Unternehmen in einem Punkt korrigieren. Nicht ein einziger der 74 Mitarbeiter, die teils seit etlichen Jahren in dem Haus arbeiten, wird in eine andere Filiale übernommen, allen wurde gekündigt. Mit einem Sozialplan und Abfindungen soll der Verlust der Arbeitsplätze abgefangen werden.
Müller hatte die Aufgabe der Filiale mit schlechten Ertragszahlen erklärt. Gründe seien sowohl der wachsende Wettbewerb mit anderen Drogerie-Märkten wie dm oder Rossmann, aber auch die Konkurrenz in Einkaufszentren wie dem Limbecker Platz: „Der hat mehr Frequenz gebracht“, sagt Grübl, „aber nicht genug, um die Arbeitsplätze hier dauerhaft zu erhalten.“ 1994, als Müller sein Haus eröffnete, sei Essen dagegen noch eine echte Einkaufsstadt gewesen.
An die Einkaufsstadt Essen weiter zu glauben scheint die in Düsseldorf ansässige Textilkette TK Maxx, die sich auf hochwertige Marken zu reduzierten Preisen spezialisiert hat. und die als Nachmieter in der Müller gehörenden Immobilie gehandelt wird. Aus der Pressestelle von TK Maxx heißt es dazu nur, „Expansionspläne“ kommentiere man grundsätzlich nicht. Müller wird das Haus mit 3600 Quadratmetern Verkaufsfläche Mitte Februar übergeben – besenrein nach 16 Jahren.
"Es fehlt derzeit das hochwertige Angebot"
Besonders auf der Limbecker Straße hat derzeit offenbar nur noch Preisgünstiges eine Chance: Im Oktober neu eröffnet hat auch „LC Waikiki“ im früheren Teppich-Kib ek-Haus. Es handelt sich um einen türkischen Filialisten, der in Essen seine erstes deutsches Geschäftf eröffnet hat. Im Fenster sieht man Kinderpullover für 12,85 Euro oder Mädchenjacken für 30 Euro. Ein anderer türkischer Textil-Anbieter hat übrigens schnell wieder aufgegeben: Auch auf der Limbecker startete im Frühjahr „Citystar“ – auch dort gab es preisgünstige Mode, aber nur ein paar Wochen lang: Dann blies „Citystar“ aus unbekannten Gründen seine groß angekündigte Deutschland-Offensive ab – und zog weg. Auch das zentrale Büro der Deutschland-GmbH wurde aufgegeben. Wo auf der Limbecker Straße „Citystar“ war, ist jetzt: „Megastore XXL“, dort gibt es die übliche Mischung aus goldenen Deko-Sternen (jetzt 50 Prozent reduziert), Thermo-Socken für einen Euro und Reise-Trolleys.
„Was der Limbecker Straße fehlt, ist vor allem Aufenthaltsqualität“, sagt Thomas Vogelsang, Leiter des traditionsreichen Schuhhauses Grüterich. “Und im hochpreisigen Segment fehlt eindeutig das Angebot.“ Das sieht auch Jürgen Bessel so, der Vorstandsvorsitzende des Essener Einzelhandelsverbandes: „Wir brauchen Frequenzbringer. Die Ansiedlung von ,Primark’ begrüßen wir sehr. Aber es fehlt derzeit das hochwertige Angebot.“
Die Nachricht vom Müller-Aus überrascht auch Kenner der Szene: Das Haus galt in Händlerkreisen als „gut geführt“. Die Innenstadt verliert damit ein Geschäft, dessen Markenzeichen eine besonders familien- und alltagsfreundliche Sortimentsmischung war – von Nähgarn über Briefpapier bis Babybrei und Märklin-Modelleisenbahnen. Auch die zweigeschossige CD- und DVD-Abteilung hatte viele Freunde. Den Mitarbeitern des Hauses stand am Freitag noch der Schock ins Gesicht geschrieben.