Essen. Noch immer stecken in alten Sofas, in Schatullen oder auch im Aschekasten stille Reserven in alter Währung. Allein in diesem Jahr tauschten die Essener bisher mehr als 2 Millionen Mark in Euro um. Immerhin ist die Zahl rückläufig. Vor fünf Jahren waren es noch gut 4,1 Millionen DM.

Offiziell gibt es die Deutsche Mark seit zehn Jahren nicht mehr, tatsächlich hält sie sich nur versteckt. So haben allein im Jahr 2011 (bis Ende September) rund 3500 Essener alte Scheine und Münzen im Wert von knapp 2,1 Millionen Euro bei der hiesigen Filiale der Bundesbank an der Moltkestraße in Euro getauscht.

Im Jahr 2006 brachten die Essener noch gut 4,1 Millionen DM zum Tauschen, und so spricht Bundesbank-Pressesprecher Uwe Deichert von einem zwar von Jahr zu Jahr abnehmendem, „aber immer noch regelmäßigen Geschäft“. Täglich kommen im Schnitt 20 Kunden mit kleineren oder größeren Beständen. „Das Geld findet sich in Schatullen und Glückwunschkarten, in Reisetaschen oder Kleidungsstücken“, zählt Deichert auf.

Und das sind nur die Klassiker der DM-Verstecke, immer wieder stecke Geld auch, wo es niemand vermute: Unten im Blumentopf in der Wohnung der verstorbenen Oma, im Aschekasten eines ausrangierten Ofens, gerollt in Tablettenröhrchen oder in der Füllung des Sperrmüll-Sofas. Wer umziehe, aufräume, den Nachlass von Verstorbenen sortiere oder einen Haushalt auflösen müsse, habe in der Regel gute Chancen, noch irgendwo DM zu finden, weiß Deichert.

Geld steckte hinter der Tapete

So erging es vor einigen Jahren zwei Brüdern in Essen, die gemeinsam mit ihren Frauen die Wohnung ihrer hochbetagten Eltern renovierten. Als sie die alten Tapeten im Wohnzimmer abrissen, fanden sich dahinter einige Hundert DM, im Esszimmer ebenso. Das Spielchen setzte sich durch die gesamte Wohnung fort, die Brüder trugen nach und nach 2000 Mark zur Bundesbank. Eine stille Reserve, die die Eltern längst vergessen hatten.

„Irgendwo muss das Geld ja stecken, schließlich sind in ganz Deutschland noch immer 13,3 Milliarden DM im Umlauf“, sagt Deichert. Die Hälfte davon sind Münzen, und bei denen handelt es sich vielfach um Sammlermünzen mit einem Nennwert von zehn Mark. „Davon werden wohl nur die wenigsten eingetauscht werden, zumal sie wegen der oft hohen Auflagen im Wert nicht gestiegen sind. Für die meisten bekommen sie genau 5,13 Euro.“

Zählmaschine kennt nur noch Euro

DM-Münzen nimmt die Nationalbank inzwischen gar nicht mehr an, „nachdem zuletzt nur noch sehr wenige Geldstücke abgegeben worden sind, haben wir die letzte Zählmaschine auf Euro umgestellt“, sagt Markus Hofmann, der Leiter der zentralen Geldversorgung. Anders als andere Geldinstitute tauscht die Privatbank jedoch noch Scheine um, zumindest für ihre Kunden. „Aber wir haben höchstens 30 Umtäusche im Jahr.“

Bei C&A nimmt man bis heute Mark und Pfennig: „Legt jemand einen Groschen hin, rechnen wir sofort aus, wie viel in Euro noch fehlt. Das ist ein einziger Buchungsvorgang“, sagt Pressesprecherin Christina Beckmann. Monat für Monat werden in den bundesweit 480 Filialen über 100.000 DM eingenommen.