Essen. Ham se ma ne Mark? Den Spruch kennen Sie doch bestimmt auch noch. Und was ist, wenn Sie tatsächlich mal eine Mark haben, oder fünf, oder zehn oder fünfzig? Kein Problem, die gilt immer noch - zumindest bei der Essener Filiale der Deutschen Bundesbank.
Da stehen Banknoten mit Bettina von Arnim, Dürers schöner Venezianerin oder der Gorch Fock weiter hoch im Kurs. Auch Münzen von Adenauer bis Willy Brandt werden zum offiziellen Wechselkurs 1 DM = 0,5113 Euro täglich von 8.15 bis 13 Uhr gebührenfrei umgetauscht.
„Auch zehn Jahre nach offizieller Euro-Einführung kommen immer noch reichlich Leute mit D-Mark-Beständen”, sagt Filialleiter Helmut Steverding. Täglich 30 bis 40 Personen bringen ihre „Fundsachen” zur Moltkestraße - im Schnitt hat jeder immerhin rund 500 Mark dabei.
Numismatiker bringen gerne ihre Doubletten vorbei, die wegen der hohen Auflagen keinen nennenswerten Sammlerwert haben, „und in Ferien oder an Brückentagen ist immer besonders viel los”. Nachlässe, alte Möbel, Kleidung und Reisetaschen sind Hauptfundorte vergessener oder gehorteter D-Mark-Bestände, weiß Uwe Deichert von der Bundesbank-Hauptverwaltung in Düsseldorf. Einiges steckt in Glückwunschkarten und vieles liegt, klassisch, unter der Matratze oder im Kleiderschrank älterer Leute.
Aber auch: Hinter Tapeten versteckt, in Vorhänge genäht, in Pillenröllchen gerollt, in Blumentöpfen vergraben (Plastikfolie!). Deichert: „Ein Student hat am Waldrand ein illegal entsorgtes Sofa gefunden, bei dem der Bezug angegammelt, das eigentliche Sofa aber noch in Ordnung war. Also transportierte er es nach Hause, um es neu beziehen zu lassen. Im Sofa fand er dann einige Tausend D-Mark. 13,8 Milliarden Mark sind noch im Umlauf, davon 6,8 Milliarden in Banknoten und sieben Milliarden in Münzen. Dabei sind auch die Sondermünzen - allein da liegen 2,3 Milliarden Mark in den Händen der Sammler.” Scheine werden geschreddert und wandern oft in die Müllverbrennung, Münzen werden eingeschmolzen.
Man kann mit der guten alten Mark aber auch einkaufen gehen. Zwar ist kein Händler mehr verpflichtet, D-Mark anzunehmen, bei C&A beispielsweise ist die Mark aber weiter gültig. „Wir machen jedes Jahr noch einen hohen Umsatz in D-Mark”, sagt Sprecher Knut Brüggemann - in den letzten viereinhalb Jahren über 50 Millionen DM. Auch die Caritas freut sich über einen gefundenen „Heiermann”. Referent Rudi Löffelsend: „Wir sind gerade dabei, eigene Spendenboxen für D-Mark oder Devisen wie Kronen oder Pfund aufzustellen. Das lohnt sich.”
Ham se ma 'ne Mark?