Essen. . Auch die Sicherheit im Straßenverkehr hängt mit der sozialen Herkunft zusammen. Das legt zumindest eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen nahe, die Kinder aus instabilen oder bildungsfernen Familien doppelt so häufig an Unfällen beteiligt sieht wie solche aus starken Familien.
Kinder und Jugendliche aus instabilen, sozial eher schwachen Familien haben ein höheres Risiko, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (bast) in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut.
„Die soziale Herkunft schlägt im Straßenverkehr ganz stark durch“, bestätigt der Bielefelder Jugend- und Gesundheitsforscher Klaus Hurrelmann gegenüber der WAZ das Ergebnis, „dies ist ein weltweiter Befund.“
Seit Jahrzehnten ist die Zahl der verunglückten Kinder rückläufig – soweit die gute Nachricht. Grund sei, so die bast-Verkehrsexperten, die mittlerweile vielen Tempo-30-Zonen und Spielstraßen oder die systematische Verkehrserziehung in der Schule. Um die Zahl der verunglückten Kinder aber noch weiter zu senken zu können, müssten, so die Experten, die Kinder und ihr unterschiedliches Verhalten im Straßenverkehr in den Blickpunkt gerückt werden.
Doppelt so oft betroffen
An der Studie nahmen knapp 18.000 Kinder und Jugendliche teil. Untersucht wurde ihr Verhalten in der Freizeit und zu Hause, ob sie Radhelm oder Knie- und Armschoner tragen und wie sie vom Elternhaus und/oder Schule unterstützt werden. Kinder aus stabilen Verhältnissen mit einem starken familiären Zusammenhält seien eher ungefährdet, so die Studie. 0,5 Prozent werden in einen Unfall verwickelt.
Kinder, denen es an Stabilität, Bildung und soziale Sicherheit fehlen, sind mit 1,1 Prozent mehr als doppelt so häufig an Unfällen beteiligt wie Kinder aus besseren Verhältnissen. Ähnlich ist der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Unfallhäufigkeit bei Teenagern, die allerdings häufiger als jüngere Kinder an Unfällen beteiligt sind.
Reaktionsstärker und besser geschult
„Wenn man sich aufgehoben fühlt, trägt man dieses Gefühl der Sicherheit auch nach außen“, sagt Wissenschaftler Hurrelmann. Obendrein seien Kinder aus stabilen Verhältnissen besser geschult und reaktionsstärker. Am anderen Ende der „sozialen Leiter“ reagierten Kinder häufiger unsicherer, unüberlegter und unwissender. Parallel dazu seien sozial schwache Kinder häufiger krank und in häusliche Unfälle verwickelt.
Herausforderung für die Gesellschaft
Für den Bielefelder Forscher sind die bast-Ergebnisse ein Symptom, das herausstreiche, wie sehr die soziale Herkunft das Leben bestimme. Er forderte, noch stärker als bisher in Kindergärten und Schulen die Verkehrserziehung in den Vordergrund zur rücken.
Hurrelmann: „Die Überwindung der sozialen Ungleichheit ist eine große Herausforderung für die Gesellschaft.“Kinder und Jugendliche aus instabilen, sozial eher schwachen Familien haben ein höheres Risiko, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden.