Essen. Auf Zollverein haben sie die Absicht eine Mauer zu bauen. Dabei ist es ausgerechnet der Durchgang zum Museum, der auf etwa 30 Metern Länge zugemauert werden soll. Die obere Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung in Düsseldorf hat es so angeordnet.
Auf Zollverein haben sie die Absicht eine Mauer zu bauen. Es wäre nicht weiter der Rede wert, denn irgendwo auf dem riesigen Gelände - so der Eindruck - ist ja immer irgendetwas im Bau. Doch besagte Mauer soll nicht irgendwo entstehen, sondern am Ehrenhof, Entree und Blickfang des Weltkulturerbes.
Die Stiftung Zollverein könnte gut und gerne auf die Mauer verzichten und die vielen tausend Besucher des Ruhrmuseums in der ehemaligen Kohlenwäsche sicher auch. Denn es ist ausgerechnet der Durchgang zum Museum, der auf etwa 30 Metern Länge zugemauert werden soll.
Die obere Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung in Düsseldorf hat es so angeordnet. Und die Stiftung Zollverein, so kündigt Sprecher Rolf Kuhlmann im Gespräch mit dieser Zeitung an, wird der Aufforderung der Denkmalschützer natürlich nachkommen. Wer sich nun die Frage stellt, ob da jemand zu heftig vor eine Wand gelaufen ist, den mag es trösten, dass in besagter Mauer eine etwa zehn Meter breite Öffnung bleiben wird.
Ziegelmauer hatte keinerlei Bedeutung
Es hätte also schlimmer kommen können für Besucher, die auf möglichst kurzem Weg ins Museum wollen? In der Tat. Kurz nach der Eröffnung von Zollverein ließen die Betreiber an besagter Stelle 1932/33 eine Mauer bauen - 2,50 Meter hoch und ohne Öffnung wohlgemerkt.
Die Ziegelmauer hatte für den Betriebsablauf keinerlei Bedeutung, doch eben das macht sie aus Sicht der Denkmalpflege so interessant. Die Mauer diente allein als Sichtschutz. Dem damaligen Zeitgeist folgend sollte sich Zollverein Besuchern als perfekte Maschinerie präsentieren. Eine Produktionsstätte, die ohne Menschen auskommt. Eine Arbeitswelt, wie sie der geniale Filmemacher Charly Chaplin nur wenige Jahre später in „Moderne Zeiten“ satirisch überhöhte und damit an den Pranger stellte.
Kumpel störten in dieser perfekten Zollvereinwelt. Deshalb die Mauer. Dass dahinter Kohlenzüge rangierten, sollten Besucher noch erkennen können, die Ladung ragte so eben über den Sims. Erst Jahrzehnte später, 1968/69 wurde die Mauer geöffnet, damit Lkw hindurchfahren konnten. Ihre ursprüngliche Funktion büßte sie damit ein. Auch ihren Denkmalwert?
Aus Sicherheitsgründen abgerissen
Für die obere Denkmalbehörde zählt allein das Erscheinungsbild von Zollverein von Dezember 1986; wenige Tage vor der letzten Grubenfahrt am 23. Dezember war Europas modernste Schachtanlage bereits vorläufig unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Ziegelmauer am Ehrenhof fiel 2006 - treffenderweise zur Eröffnung der Designausstellung „Entry“ in der umgebauten Kohlenwäsche.
Der einstige Sichtschutz stand nicht mehr sicher genug. Um Besucher nicht zu gefährden, wurde die Mauer mit Genehmigung der Denkmalbehörde abgerissen - unter der Auflage, sie später wieder zu errichten. Die Stiftung Zollverein wurde daran jüngst noch einmal freundlich erinnert. Bis auf die Denkmalbehörde hatte die Mauer offenbar niemand vermisst.
Originalgetreue Ziegelsteine
Da sie an die Halle 4 anschließen wird, soll sie erst nach deren Sanierung wieder aufgebaut werden. Die einzige Ziegelfabrik , die originalgetreue Ziegelsteine brennen kann, arbeitet wieder; nach einem Brand war der Ofen außer Betrieb. Voraussichtlich 2013 dürfte die Mauer stehen.
Es sei denn, es findet sich ein Weg, dies zu verhindern. Bei der Stadt denken sie laut darüber nach, wie das wohl künftig sein wird am Ehrenhof mit den Flucht- und Rettungswegen. Die Feuerwehr wird sich die Maueröffnung genau ansehen. Soviel nimmt Zollverein-Sprecher Kuhlmann vorweg: „Ein Feuerwehrwagen wird wohl durchpassen.“
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