Essen. .
Mit Babypuppe, die schreit und Hunger hat.
Das Baby von Cansu (19) ist drei Monate alt, wiegt etwa dreieinhalb Kilogramm. Es weint, will gewickelt und gefüttert werden. Dabei ist es aus Plastik. Die 19-Jährige macht gerade ihre Ausbildung zur Hauswirtschafts-Helferin beim Kolping-Berufsbildungswerk, das erstmals in Kooperation mit dem Verein Die Welle ein Probeleben mit der Babypuppe anbietet.
Rund zehn Mädchen und zwei Jungen sollen so auf den bevorstehenden Lebensweg vorbereitet werden und Hilfe bei der Entscheidung über die Gründung einer Familie erhalten. Drei Tage leben sie mit dem Baby, das eine computeranimierte Säuglingspuppe ist, die alle Bedürfnisse eines Babys simuliert. Und schreit.
Erfahrung mit einem Kind sammeln
Das kann einen aufregen, weiß Michael Schwab (23) jetzt. Bei ihm und seiner Freundin Estera Slodczyk (20) ist der blau gekleidete Säugling eingezogen. Michael hätte gar nicht gedacht, dass er wach wird, wenn der nachts weint. Tagsüber sind sie spazieren gegangen, als das Baby weinte und sie ausprobieren mussten, ob er die Flasche will oder eine neue Windel. Estera sieht das als gute Möglichkeit, Erfahrung mit einem Kind zu sammeln. Ein eigenes, das will sie erst nach ihrer Ausbildung zur Frisörin. „Wenn wir erwachsen sind und arbeiten gehen.“ Denn sie wollen richtig für ihr Kind sorgen und Zeit haben.
Stressiger als gedacht
Bei dem Projekt besprechen die Probe-Eltern ihre Erlebnisse. Später werden die Chips aus der Puppe ausgewertet, um ihnen Rückmeldung über ihren Umgang mit dem Baby zu geben. Wie anstrengend es mit Kind ist, das hat Cansu gemerkt. Mal in Ruhe ins Internet gehen oder einkaufen, sei nicht mehr drin gewesen. „Wenn ich raus wollte, musste ich immer erst das Baby anziehen und mitnehmen.“
Die Verantwortung zu übernehmen, sei stressiger gewesen als gedacht. Das erlebe sie auch bei ihren Freundinnen, die mit 16 schwanger sind und bald ihre Babys bekommen. Cansu ist schon froh, dass sie ihres nach zwei Nächten erstmal wieder abgeben kann.