Essen-Rüttenscheid. Auf dem Rüttenscheider Platz dürfen Autofahrer plötzlich nur noch die markierten Parkbuchten nutzen. Seit dem Stichtag 1. November hagelt es Knöllchen. Anlieger und Interessengemeinschaft kritisieren, dass durch die Markierung viel Parkfläche verschenkt wird.
Parkplätze sind in Essen ein knappes Gut – dies gilt auch für Rüttenscheid. Bislang galt der Marktplatz als wahrer Geheimtipp, fanden dort doch viele Anwohner und Kunden einen Stellplatz; oft sogar ohne Parkschein. Doch die paradiesischen Zustände gehören spätestens seit dem 1. November der Vergangenheit an. Das Ordnungsamt verteilt nun „Knöllchen“ an alle, deren Fahrzeug nicht in den markierten Parkbuchten steht.
Vor rund sieben Jahren hatte die Stadt den Rüttenscheider Platz in 140 Parkbuchten unterteilt, um dort „für eine gewisse Ordnung“ zu sorgen, wie Stadtsprecher Detlef Feige sagt. Das Areal hätte sicherlich noch einige Stellplätze mehr hergegeben, doch so sei das gefahr- und problemlose Befahren des Platzes über jede der vielen Zufahrten gegeben.
Ungeachtet dessen wurde auf den freien Flächen geparkt – seit Jahren. Anwohner, aber vor allem Kunden, die die Parkgebühren am nahe gelegenen Rüttenscheider Stern scheuten, nutzen die Lücken. „Dies wurde bislang auch geduldet“, sagt Martina van Megeren, Betreiberin des anliegenden Möbel- und Modehauses (M&M). Um so überraschter sei sie daher gewesen, als die Ordnungskräfte nun plötzlich Strafzettel verteilten.
„Es gibt hier weit und breit kein Schild, das dies untersagt“
Gewusst habe sie von der Änderung nichts. Die Tatsache, dass Parksünder vor dem „Stichtag“ am 1. November mit einer Ermahnung in Form eines Infoblattes davon kamen, änderte daran wenig. „Da bekommen Kunden einen Zettel an die Windschutzscheibe geklebt, die eventuell nur sporadisch in Rüttenscheid einkaufen“, ärgert sich Monika van Megeren. „Es wäre besser gewesen, den Händlern vor Ort oder den Anwohnern eine Mitteilung in den Briefkasten zu stecken. So hätten wir die Autofahrer warnen können.“ Der gleichen Meinung ist Schuster Hans-Georg Gierling: „Drei meiner Kunden haben heute ein Knöllchen kassiert - und dies aus reiner Unwissenheit.“
Auch Jonah Voshege, der seit Jahren am Rüttenscheider Platz wohnt und nach Feierabend gerne die „wilden Parkplätze“ nutzt, war ahnungslos. „Es gibt hier weit und breit kein Schild, das dies untersagt. Bis heute noch nicht.“ Das einzige, seit Jahren vorhandene Schild sorgt bei Ortsfremden eher für Verwirrung, statt für Aufklärung.“ Wahrscheinlich deshalb hat ein Unbekannter mit wasserfester Kreide schon vor Monaten selbst eine Parkbucht eingezeichnet und groß mit „for free“ beschriftet.
„Verlust ohne Grund“
Selbst Stadtsprecher Feige bezeichnet die Informationspolitik als unglücklich. „Man hätte besser die umliegenden Geschäfte einbeziehen sollen.“ Die Maßnahme sei aber notwendig. „Es gab schon immer Beschwerden einzelner Kunden und Anwohner, zugeparkt worden zu sein. Irgendwann mussten wir reagieren.“ Auch zum Schutz des Brunnens, der oft sehr eng zugeparkt wird. Den Verdacht, man wolle ab sofort stadtweit verstärkt auf „Wildparker“ achten, weist Feige zurück. „Dazu fehlt es uns an Personal. Hier geht nur um ein ureigenes Rüttenscheider Problem.“
Wie auch immer: Monika van Megeren schließt schon jetzt Umsatzverluste wegen verärgerter Kunden nicht aus. „Der Marktplatz ist der zentrale Teil des Stadtteils und etwas Besonderes.“ Jonah Voshege befürchtet: „Mit solchen Aktionen versauen die sich den halben Stadtteil.“ Rolf Krane, Vorsitzender der IG Rüttenscheid: „Es gibt immer einen Kampf um Parkplätze, aber es ärgert mich, wenn welche ohne Grund verloren gehen.“ Die vielen Einfahrten brauche man nur zu Marktzeiten, zweimal pro Woche. An anderen Tagen blieben vorhandene Kapazitäten ungenutzt. Dass jemand zugeparkt werde, sei nie ganz auszuschließen und müsse Folgen haben - eine generelle Reduzierung sei aber der falsche Weg, so der IGR-Chef.
Die Stadt scheint dieser Argumentation zumindest ein bisschen abgewinnen zu können. Feige: „Wir werden die Lage prüfen und versuchen, einige weitere Parkbuchten zu schaffen.“