Essen. Zur Tanzpreisgala am 4. Februar im Essener Aalto-Theater kommt das gesamte Bayerische Staatsballett aus München. Den Tanzpreis „Zukunft“ erhält die junge Solistin Gözde Özgür.

Vom Bayerische Staatsballett München war bei den Kandidaten für Deutschen Tanzpreises lange nicht mehr die Rede. Und jetzt kommt Ivan Liška. Der Direktor der Münchener Kompanie wird mit dem Deutschen Tanzpreis 2012 ausgezeichnet.

Das gaben jetzt der Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland und der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik bekannt. Genau 20 Jahre, nachdem Liškas Vorgängerin Konstanze Vernon mit diesem „Oscar des Tanzes“, wie viele den Preis gerne nennen, erhielt.

Und damit unter die Stuttgarter Vorherrschaft bei den Preisträgern in der jüngeren Vergangenheit einmal ein Strich gezogen werden kann, erkannte die Jury aus beiden Vereinen den Tanzpreis „Zukunft“ , reserviert für den glänzenden Nachwuchs des Genres, gleich der jungen Gözde Özgür aus der Münchener Truppe zu.

Ob das Gremium damit auf das Jubiläumsjahr des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens von 1961 Bezug nimmt, muss offen bleiben. Jedenfalls holte Ivan Liška mit der heute 21-jährigen Türkin aus Istanbul eine bemerkenswerte Künstlerin vor drei Jahren in seine traditionsgetränkte Truppe - und gab ihr dabei sogleich nichts mehr und nichts weniger als die Rolle der Giselle. Und den Titel Halb-Solistin, in diesem Alter und in einer der bedeutendsten Kompanien des Landes immerhin eine kleine Sensation.

Choreografisches Erbe und Zeitgenössisches

Vielleicht auch eine Parallele zu Liškas eigenem Weg. Der Chef von Gözde Özgür kam im gleichen Alter nach Deutschland. Wie viele andere dieser Generation kehrte er seiner tschechischen Heimat nach dem gewaltsam niedergeschlagenen Prager Frühling den Rücken und wurde von Erich Walter als Tänzer an das Ballett der deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf engagiert.

Wie heute Gözde Özgür wur de auch Liška 1974 Halb-Solist am Ballett der Bayerischen Staatsoper, wie die Kompanie damals noch hieß. Endgültig bekannt wurde der groß gewachsene Tscheche dann ab 1977 als Erster Solist des Hamburger Balletts von John Neumeier. Dessen legendäre „Kameliendame“ wurde sogar verfilmt. Neben Marcia Haydée (Tanzpreisträgerin 1989) tanzte Liška den Armand.

Zu sehen war der Film noch einmal 2008 in der Lichtburg in Anwesenheit der Solisten. Aber beim Deutschen Tanzpreis blickt man nicht nur zurück. Gewürdigt werde auch - so Ulrich Roehm, von Anfang an Kämpfer für den Preis und dessen Verbleib in Essen - Liškas Verdienst um Stabilität und Bedeutung der Münchener Kompanie.

Neben der Bewahrung des choreografischen Erbes habe vor allem er die Truppe für Zeitgenössisches geöffnet und 2010 mit der „Junior Company“ eine bemerkenswerte Nachwuchsorganisation geschaffen.

Die Gala zur Verleihung des Tanzpreises findet am 4. Februar, 18 Uhr, im Essener Aalto-Theater statt. Karten ab sofort unter Tel.: 0201/804-2837.