Essen.
Mit einer festlichen Gala wurde jetzt im Aalto-Theater der Deutsche Tanzpreis verliehen. OB Reinhard Paß kündigte an, Essen als Tanzstadt stärken zu wollen. Von Einsparungen war keine Rede.
Die Verleihung des Deutsches Tanzpreises gehört seit 27 Jahren zu den Konstanten im Terminkalender der Ballettszene. Dass dabei die Auszeichnenden, der rührige Verein zu Förderung der Tanzkunst in Deutschland und der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik, bei der Gala im Aalto-Theater üppige Bonbons an die Ballettomanen verteilen, zählt zu den Sahnehäubchen der Saison. Auch davon lebt eine Stadt. Zumal wenn sie sich, wie Essen, zur Tanzstadt kürte.
Daran knüpfte auch OB Reinhard Paß mit seinem Grußwort an. Essen ohne Tanz sei undenkbar. Oder: Der Tanz ist und bleibt ein wichtiger Botschafter unserer Stadt. Dass Paß, erstmals als Schirmherr, die Stadt (neben wichtigen Sponsoren) für die nächsten Jahre weiter als Unterstützerin des Tanzpreises sieht, stieß auf spontane Zustimmung im ausverkauften Haus.
Fleiß, Disziplin und Liebe
Und dann wurde getanzt. Zu Ehren der Preisträgerin Georgette Tsinguirides, der großen alten Dame der Choreologie. Vieles vom dem , was Solisten der Stuttgarter Kompanie, aber auch Zhang Jian und Hao Bin vom Chinesischen Nationalballett Peking, aus Choreografien des legendären John Cranko zeigten, wäre ohne ihre Arbeit heute so nicht zu sehen. Sie hielt jeden Schritt in Tanzschrift, der so genannten Benesh-Notation, fest, die sie ab 1965 noch bei Rudolf Benesh persönlich in London studierte.
An ihren Fleiß, die Disziplin und Liebe, mit der die Deutsch-Griechin ihre Arbeit vorantrieb, erinnerte Stuttgarts ehemalige Primaballerina und Ballettdirektorin, Marcia Haydée, in ihrer Laudatio. Wer sollte sie auch besser kennen, als die Kollegin, mit der sie noch vor einigen Jahren bei den Vorbereitungen zu Strawinskys „Feuervogel“ eine komplette Hoteletage in Chile in einen Probensaal verwandelte. Dass die Grandes Dames des Tanzes sich dabei auch mit diversen „Grandes Dames“ einer berühmten Champagner-Kellerei verbündeten, wollte die Haydée partout erzählen. Ohnehin war der Saal in Sekt-Laune und sang aus vollem Hals „Happy Birthday dear Georgie“ - die just an diesem Tag ihren 82. feierte. Die Tanzpreis-Galas, die Ulrich Roehm und sein Team unermüdlich organisieren, sind halt auch Familientreffen der Generationen.
„Zukunft“-Preisträgerin Iana Salenko vom Berliner Staatsballett gehört mit 25 zu den Jüngsten. Als Olga im Crako-Klassiker „Oengin“ glänzte sie mit Marijn Rademaker ebenso, wie mit dem wunderbar disziplinierten und ausdrucksstarken Aalto-Solisten Breno Bittencourt in Balanchines Tschaikowsky Pas de Deux. Die Hamburger Neumeier-Kompanie war mit Ausschnitten so unterschiedlicher Arbeiten wie „Nijinsky“ und der „Matthäuspassion“ vertreten. Ins Herz des Publikums aber tanzten sich Eric Gauthier und Georgettes Tsinguirides’ Weggefährte aus alten Cranko-Tagen, Egon Madsen, mit dem hinreißenden melancholisch-komischen Duett aus „The Lady and the Fool“.