Essen.

Die Essener Kreditinstitute verzeichnen seit der jüngsten Finanzkrise einen gestiegenen Beratungsbedarf. Einem Ansturm von Fragestellern sah sich u.a. die Sparkasse ausgesetzt, bei der 230 000 Essener ihr Giro-Konto haben.

Die Finanzkrise sorgt bei vielen Bankkunden für erhebliche Verunsicherung, die Essener Kreditinstitute erleben einen gestiegenen Beratungsbedarf ihrer Kunden. „Die Verweildauer ist deutlich länger geworden“, hat etwa der Vorstandsvorsitzende der Essener National-Bank, Thomas Lange beobachtet. „Das gilt nicht allein für klassische Beratungsgespräche, sondern auch für Kunden, die eigentlich nur eine Überweisung tätigen wollen und sich dann besorgt über die Situation äußern.“ Das Vertrauen der Kunden zu stärken, gehe derzeit mit einer enormen zeitlichen Beanspruchung der Mitarbeiter einher.

„Das ist fast wie bei der ersten Finanzkrise 2007, 2008“, sagt Lange. Wobei vermögende Kunden, die sich ausführlicher mit den Märkten beschäftigten, in der Regel gelassener seien. Gelassen ist auch Lange selbst. Trotzdem nehme er die Sorgen der Kunden um ihr Geld sehr ernst: „Gerade ältere Menschen haben große Angst vor einem Währungsschnitt. Sie fürchten also, dass der Euro von einem Tag auf den anderen nur noch zehn Cent wert ist.“ Für Menschen, die die Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt hätten, sei das kein abwegiges Szenario. Bei jüngeren Kunden zeige sich vor allem, „dass der Wunsch nach einer hohen Rendite hinter dem Aspekt der Sicherheit zurücktritt“.

Große Verunsicherung

Diese Beobachtung hat man auch bei der Commerzbank gemacht, die in Essen 88 000 Privatkunden hat. „Es gab mal Zeiten, da wollten die Leute Anlagen zeichnen, von denen sie nicht einmal den genauen Namen wussten“, erinnert sich Pressesprecher Thomas Schwarz. Heute sei die Vorsicht erheblich größer, mit überzogenen Renditeerwartungen sehe man sich selten konfrontiert. Obwohl die Commerzbank 2008 auf das staatliche Rettungspaket zurückgreifen musste, sei sie aber mit keinem außergewöhnlichen Beratungsbedarf konfrontiert. „Unsere Berater gehen ohnehin regelmäßig aktiv auf die Kunden zu.“

Auch bei der Deutschen Bank, die in Essen 140 000 Privat- und Geschäftskunden hat, versuche man verstärkt, mit den Kontoinhabern ins Geschäft zu kommen, sagt Pressesprecherin Anke Veil. Die Risikoneigung der Kunden werde in festen Abständen überprüft. „Im Moment fragen sogar die risikobereiten Kunden bei Anlagen viel genauer nach.“

Einem Ansturm von Fragestellern sah sich Marktführer Sparkasse ausgesetzt, bei der 230 000 Essener ihr privates Giro-Konto haben. Eine extra aufgelegte Broschüre mit den wichtigsten Antworten zur Finanzkrise ist inzwischen vergriffen. Sparkassen-Chef Hans Martz: „Dass bei vielen Kunden große Verunsicherung herrscht, merken wir Tag für Tag.“