Essen. .

Ohne viel Aufhebens hat die Essener Verkehrs-AG (Evag) den ersten Hybridbus im Linienbetrieb auf die Reise geschickt. Wer besonders umweltbewusst unterwegs sein will, muss ab sofort in einen Bus der Linie 155 zusteigen; zwischen 4.17 Uhr und 12.15 Uhr ist das brandneue Fahrzeug mit Hybridantrieb auf dieser Strecke unterwegs.

Es ist nicht lange her, da hätte die Evag eine solche Premiere mit Pomp und Gloria gefeiert, mit Schere, rotem Band und Festtagsreden des Vorstandes. Gestern gab es nichts dergleichen; einem Busfahrer blieb es vorbehalten, als erster Notiz von der technischen Neuerung zu nehmen und das auch nur zufällig. Der Evag-Mitarbeiter war auf der Jungfernfahrt als Fahrgast zugestiegen. Sofort rief er im Betriebshof an, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht verhörte: Der Busmotor klang anders als sonst, er klang irgendwie ruhiger.

Ob die anderen Fahrgäste es ebenfalls bemerkt haben? Den Papierblatt großen Aufkleber neben der Fronttür kann man übersehen, und nur wer dem Bus hinterherlaufen muss, weiß, wo er zusteigt. „Ich bin ein Hybrid“ steht auf der Motorhaube, hinter der sich übrigens gar kein Motor verbirgt.

Mindestens 20 Prozent weniger Sprit

Das alles kommt im Vergleich mit „Klimahelden“ und anderen Image-Kampagnen bescheiden daher und mag Ausdruck einer selbst auferlegten Zurückhaltung sein. Es mag aber auch davon zeugen, dass sie sich bei der Evag ihrer Sache gar nicht so sicher sind. Denn der Hybridbus ist ein Testfahrzeug. Eins, das sich im Alltag bewähren muss. Aber eines, dessen Technik noch jede Menge Spielraum lässt für Verbesserungen. Dass Modell, das die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) im vergangenen Jahr in Betrieb genommen hat, wurde jedenfalls technisch bereits verfeinert, weiß Werkstattleiter Andreas Raab zu berichten.

Umweltfreundliche Autos

Platz 1: Der Toyota Auris Hybrid siegt im Vergleich der umweltfreundlichsten Autos, in dem der Verkehrsclub Deutschland (VCD) 350 Neuwagen getestet hat. Er teilt sich den Platz mit...
Platz 1: Der Toyota Auris Hybrid siegt im Vergleich der umweltfreundlichsten Autos, in dem der Verkehrsclub Deutschland (VCD) 350 Neuwagen getestet hat. Er teilt sich den Platz mit... © ddp
...dem Modell Prius Hybrid, ebenfalls von Toyota. Die Testkriterien waren der Kohlendioxidausstoß, Lärmbelastung und Gesundheitsgefahr durch Schadstoffe.
...dem Modell Prius Hybrid, ebenfalls von Toyota. Die Testkriterien waren der Kohlendioxidausstoß, Lärmbelastung und Gesundheitsgefahr durch Schadstoffe. © ddp
Platz 3: Toyota iQ. Der japanische Hersteller belegt alleine das Siegertreppchen, auch wenn seine Autos nicht die niedrigsten CO2-Werte im Vergleich erreichen.
Platz 3: Toyota iQ. Der japanische Hersteller belegt alleine das Siegertreppchen, auch wenn seine Autos nicht die niedrigsten CO2-Werte im Vergleich erreichen. © imago stock&people
Platz 4: Honda Insight Hybrid. Die Hybridtechnik setzt sich durch: Unter den zehn Spitzenplätzen sind vier Modelle mit der umweltfreundlichen Technologie.
Platz 4: Honda Insight Hybrid. Die Hybridtechnik setzt sich durch: Unter den zehn Spitzenplätzen sind vier Modelle mit der umweltfreundlichen Technologie. © ddp
Platz 5: VW Polo TDI Bluemotion. Das Volkswagen-Modell und der Smart fortwo (Platz 8) sind die einzigen deutschen Autos in den Top-Ten.
Platz 5: VW Polo TDI Bluemotion. Das Volkswagen-Modell und der Smart fortwo (Platz 8) sind die einzigen deutschen Autos in den Top-Ten. © ddp
Platz 6: Nissan Pixo. Das Modell liegt gleichauf mit...
Platz 6: Nissan Pixo. Das Modell liegt gleichauf mit... © ddp
...dem Suzuki Alto. Kein Wunder: Beide Autos werden im selben Werk gefertigt und sind praktisch baugleich.
...dem Suzuki Alto. Kein Wunder: Beide Autos werden im selben Werk gefertigt und sind praktisch baugleich. © imago stock&people
Platz 8: Smart fortwo als Coupé oder Cabrio. Das Modell ist außerdem das Auto mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß im Test, mit 86 Gramm pro Kilometer.
Platz 8: Smart fortwo als Coupé oder Cabrio. Das Modell ist außerdem das Auto mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß im Test, mit 86 Gramm pro Kilometer.
Platz 9: Honda Civic Hybrid.
Platz 9: Honda Civic Hybrid. © imago stock&people
Platz 10: Seat Ibiza TDI CR Ecomotive.
Platz 10: Seat Ibiza TDI CR Ecomotive. © imago stock&people
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Auf den ersten Blick unterscheidet sich der knallgelbe Hybridbus kaum von einem Linienbus mit Dieselmotor. Wer ganz genau hinsieht, dem fallen die beiden Boxen auf dem Dach auf. Bei herkömmlichen Bussen gibt es davon nur eine; darunter verbirgt sich die Klima-Anlage. Beim Hybridbus stecken in den Boxen Batterien. Gespeist werden sie von einem Generator über einen Dieselmotor, der mit 4,8 Litern Hubraum und vier Zylindern deutlich kleiner aus fällt als herkömmliche Sechs-Zylinder Busmotoren. Ein Hybridbus frisst deshalb deutlich weniger Sprit - mindestens 20 Prozent - und bläst weniger Schadstoffe in die Umwelt. Aufs Jahr gerechnet reduziert sich der Co2-Ausstoß um rund 22 Tonnen, haben sie bei der Evag ausgerechnet.

Zukunftsmusik - Antrieb mit Brennstoffzelle

Angetrieben wird der Hybridbus von vier elektrischen Motoren an den Radnarben. Der Clou: Energie, die beim Bremsen entsteht, wird ebenfalls in den Batterien gespeichert. Per Knopfdruck kann der Bus zehn Kilometer weit mit dem gespeicherten Saft fahren, ab Tempo 30 springt der Dieselmotor automatisch an. Wie lange die Batterien überleben, auch das will getestet werden. „Wir leisten hier echte Pionierarbeit“, sagt Andreas Raab. Die Evag wäre wohl weniger experimentierfreudig, würde der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das Projekt nicht finanziell fördern. 650 000 Euro kostet ein Hybridbus - doppelt so viel wie ein herkömmliches Modell. Ob es bis zur Serienreife reicht? Größere Hoffnungen setzen Experten inzwischen in eine andere Technologie: in die Brennstoffzelle.

Was von Ruhr.2010 blieb

Die Kulturlinie 107 der Evag wurde eigens zum Kulturhauptstadtjahr ins Leben gerufen. Foto: Kerstin Kokoska
Die Kulturlinie 107 der Evag wurde eigens zum Kulturhauptstadtjahr ins Leben gerufen. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Blick auf Zollverein... Foto: Kerstin Kokoska
Blick auf Zollverein... Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
...wenn auch erst nur auf einem Plakat, wie diesem in Bredeney.  Foto: Kerstin Kokoska
...wenn auch erst nur auf einem Plakat, wie diesem in Bredeney. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Vom Fenster aus kann man den Essener Süden... Foto: Kerstin Kokoska
Vom Fenster aus kann man den Essener Süden... Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
... von seiner schönsten winterlichen Seite betrachten. Foto: Kerstin Kokoska
... von seiner schönsten winterlichen Seite betrachten. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Doch ein Großteil der Fahrt läuft unter Tage, wie hier am Rüttenscheider Stern. Foto: Kerstin Kokoska
Doch ein Großteil der Fahrt läuft unter Tage, wie hier am Rüttenscheider Stern. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Fahrzeugbegleiter Stergios Tsitsis freut sich vor allem über die Touristen, die zum Kulturhauptstadtjahr in den vergangenen Monaten Essen bevölkerten. Foto: Kerstin Kokoska
Fahrzeugbegleiter Stergios Tsitsis freut sich vor allem über die Touristen, die zum Kulturhauptstadtjahr in den vergangenen Monaten Essen bevölkerten. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Durch Ruhr.2010 kamen deutlich mehr Touristen - auch in Essens Bahnen. Foto: Kerstin Kokoska
Durch Ruhr.2010 kamen deutlich mehr Touristen - auch in Essens Bahnen. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Erst am Tag zuvor sei wieder eine ganze Gruppe Engländer dagewesen, erzählt Tsitsis. Foto: Kerstin Kokoska
Erst am Tag zuvor sei wieder eine ganze Gruppe Engländer dagewesen, erzählt Tsitsis. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Susanne Hoffmann hat das Kulturhauptstadtjahr genutzt, um Essen ganz neu zu entdecken. Foto: Kerstin Kokoska
Susanne Hoffmann hat das Kulturhauptstadtjahr genutzt, um Essen ganz neu zu entdecken. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Edgar Pell zog vor zwölf Jahren von Kasachstan nach Essen. Im Kullturhauptstadtjahr besuchte er gemeinsam mit seiner Frau die Zeche Zollverein. Foto: Kerstin Kokoska
Edgar Pell zog vor zwölf Jahren von Kasachstan nach Essen. Im Kullturhauptstadtjahr besuchte er gemeinsam mit seiner Frau die Zeche Zollverein. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Schönes Katernberg, findet Luise Sörensen. Vor einem Halbjahr kam sie aus Salzburg nach Essen, weil ihr Vater hier Schaupspieler am Grillo ist. Foto: Kerstin Kokoska
Schönes Katernberg, findet Luise Sörensen. Vor einem Halbjahr kam sie aus Salzburg nach Essen, weil ihr Vater hier Schaupspieler am Grillo ist. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Der Großvater von Furhan Uzun (rechts) war Bergmann auf Zollverein. Warum sich heute so viele Menschen das Weltkulturerbe anschauen, können er und sein Freund Erhan Ötztürk jedoch nicht verstehen Foto: Kerstin Kokoska
Der Großvater von Furhan Uzun (rechts) war Bergmann auf Zollverein. Warum sich heute so viele Menschen das Weltkulturerbe anschauen, können er und sein Freund Erhan Ötztürk jedoch nicht verstehen Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Ulrich Erberhard von der Linden steigt mit seiner Gitarre ein:
Ulrich Erberhard von der Linden steigt mit seiner Gitarre ein: "Hab' Weihnachtslieder einstudiert, vielleicht verdiene ich ein paar Euro", hofft er. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Chris Höfer und Stefanie Merse auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Foto: Kerstin Kokoska
Chris Höfer und Stefanie Merse auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Bei den oberirdischen Teilen der Fahrt... Foto: Kerstin Kokoska
Bei den oberirdischen Teilen der Fahrt... Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
...kann man den Wandel der Kulturhauptstadt entdecken... Foto: Kerstin Kokoska
...kann man den Wandel der Kulturhauptstadt entdecken... Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
...wenn man genau hinschaut. Foto: Kerstin Kokoska
...wenn man genau hinschaut. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
Auch im Winter übt Zollverein eine große Faszination aus. Foto: Kerstin Kokoska
Auch im Winter übt Zollverein eine große Faszination aus. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
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