Essen. . Der “Facebook“-Zugang ist auf den Rechnern der Schüler im Goethe-Gymnasium gesperrt. Sie sind fast alle in dem Online-Netzwerk. Die Schule nutzt das Internet anderweitig und in fast allen Fächern: “Außer vielleicht in Sport oder Kunst.“

Wer im Jahr 2011 vor einer neunten Klasse steht und fragt, wer ist denn alles bei SchülerVZ, bitte Finger hoch, der wird müde angelächelt, und alle Finger bleiben unten. Stattdessen werden Augenbrauen hochgezogen.

Das war vor vier Jahren noch anders, da war SchülerVZ das Online-Netzwerk für Jugendliche. „SchülerVZ“, sagt jetzt jemand zur Erklärung, „da sind die Fünft- oder Sechstklässler.“

Willkommen im Goethe-Gymnasium, Bredeney, Schüler aus der Jahrgangsstufe neun sitzen im Computerraum, der bestens mit neuen Geräten ausgestattet ist, es gibt große Flachbildschirme und schnelle Rechner mit Internet-Zugang. „Der Förderverein hat dies möglich gemacht“, sagt Lehrer Michael Franke. Und Schulleiterin Vera Bittner betont, dass in ihrem Hause sämtliche Vorgaben der Kernlehrpläne, dass neue Medien fächerübergreifend einzusetzen seien, konsequent umgesetzt werden.

Computer in allen Fächern? “Außer vielleicht in Sport oder Kunst“, fällt einem Schüler ein, doch selbst in Mathe benutzt man heute PC-Programme, für Geometrie zum Beispiel. „Im Umgang mit Computern sind Schüler meistens viel weiter als Lehrer“, sagt Pädagoge Arie Boergen, der Medienbeauftragte des Goethe-Gymnasiums. „Wenn alle Schulen in Essen ,W-Lan’ bekommen, wird das für die Lehrer eine echte Erleichterung.“

„In den Ferien hab’ ich mal eine Woche ohne Internet gemacht“

Und die Schüler? Sind heute alle bei „Facebook“. Nicht alle, aber die meisten. „Deshalb ist der ,Facebook’-Zugang auf den Schulrechnern auch gesperrt“, sagt Boergen. Mädchen und Jungen würden in Sachen Computer übrigens völlig gleich behandelt, sagt Franke: „Die Zeit, als Lehrer dachten, Mädchen bräuchten noch besondere Anleitung, ist lange vorbei.“ Das liegt – auch – an den sozialen Netzwerken und Chat-Foren im Internet.

Nach der Schule oder irgendwann am Abend gehen sie gucken, was bei „Facebook“ los ist, berichten die Schüler. So gut wie jeder hat einen eigenen Computer im Zimmer stehen. Und abends? Manche dürfen surfen, so lange, wie sie wollen, andere berichten: Um zehn ist Schluss. „Dann macht Papa den Router aus“, sagt jemand. Heißt: Das Gerät, das die Funkverbindung zu den PCs im Haus herstellt, wird abgeschaltet.

„In den Ferien hab’ ich mal eine Woche ohne Internet gemacht“, berichtet ein Schüler. Und? „War gut, ich war ganz viel Tennis spielen und hab’ mich noch mehr als sonst mit Freunden getroffen.“ Ein anderer erzählt: Einmal habe jemand sein „Facebook“-Profil manipuliert; da war nicht mehr sein Foto zusammen, sondern das Bild von einem Hundehaufen. „Aber ich hab’ das sofort wieder geändert.“ Ansonsten hat noch niemand schlechte Erfahrung im Internet gemacht – aber: Manche Schüler bekommen „Facebook“ auch verboten. Von ihren Eltern. „Wegen der Gefahren“, sagt eine Schülerin. „Ich kann gut damit leben , vermisse eigentlich nichts.“