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Die holzvertäfelten Wände im Raum 154 des Unperfekthauses strahlen Gediegenheit aus, wirken fast schon traditionell. Ziemlich frisch sind dagegen die jungen Politiker, die sich hier treffen. 14 junge Männer, eine Frau, acht Computer und aus gegebenem Anlass fünf Pressevertreter, haben sich rund um die lange Tafel versammelt. Der Rummel ist groß, jeder will sich im Erfolg sonnen. Viele Gäste sind neu an Bord der Piraten, wollen sich informieren, wofür die Partei steht. Einige haben sogar einen ausgefüllten Mitgliedsantrag dabei. „Wenn’s gut läuft und die Leute nett sind, geb’ ich den heute Abend auch ab“, kündigt Matthias Bock aus Holsterhausen an. Die Erwartungen sind hoch.

Die Versammlungsbesucher kann man unterteilen – in Pioniere, die schon bei den Piraten mitschipperten, als der Erfolg noch nicht so groß war und in solche, die erst dank der Berlinwahl auf die Partei aufmerksam geworden sind. „Tach, ich bin Sinan. Ich bin der Neue“, winkt Sinan Özcan in die Runde. „Ich habe schon länger verfolgt, was ihr macht. Nun will ich mir einfach mal anschauen, wie es bei euch so läuft.“ Der 34-Jährige setzt große Hoffnungen in die Freibeuter: „Die etablierten Parteien sind beliebig geworden.“ Bei den Piraten sei alles basisdemokratischer und man könne mehr bewegen, glaubt er.

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Von DerWesten

Den Politikersprech können sie schon

Anderen Mitstreiter haben schon einmal einen politischen Hafen gefunden und wollen nun schauen, ob die Piraten eine Alternative sind. So wie Piratensprecher Tim Kowalewski. „Natürlich verfolgt man mit einem weinenden Auge, wie sehr die FDP am Boden liegt, das haben sie nicht verdient.“ Der 29-jährige IT-Fachmann beherrscht den Politikersprech übrigens schon perfekt - er redet beispielsweise von „PGs“ (Projektgruppen), in denen Themen inhaltlich beraten werden sollen. „Bisher beschäftigen wir uns mehr mit allgemeinen Politikbereichen wie Transparenz und Datensicherheit“, gibt Kowalewski zu. In die Kommunalpolitik wollen er und seine Mitstreiter sich aber einarbeiten und beispielsweise Vorschläge für „Essen kriegt die Kurve“ erarbeiten.

Matthias Bock hat sich übrigens entschieden. Der 29-Jährige hat die Crew geentert und den Mitgliedsantrag unterschrieben. Täglich treten nun neue Piraten ein. Mit Rückenwind segelt es sich schließlich am besten.