Castrop-Rauxel .

Durch das sensationelle Ergebnis der Piratenpartei zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin wollen die Freibeuter in der Europastadt nun auch wieder Fahrt aufnehmen. Nach der Landtagswahl 2010 schliefen die Aktivitäten ein. Bis zur nächsten Kommunalwahl wollen sie einen eigenes Programm aufstellen.

Der Stammtisch, der regelmäßig in der Kneipe „Bahia de Cochinos“ stattfand, fiel komplett weg und die Piraten verschwanden von kommunalpolitischen Bildfläche. Übrig blieb nur eine Handvoll Mitglieder, die sich aber immer mehr in der Landes- und Bundespartei engagierten.

Motivation aus Berlin

So half der Castrop-Rauxeler Till Neuhaus auch beim Wahlkampf in Berlin mit. Vor drei Wochen fuhr er an die Spree, um mit seinen Parteifreunden Straßenwahlkampf zu machen und Plakate aufzuhängen. Mit der „Squad:Pogo“ – einer überregionalen Gruppe innerhalb der Piratenpartei – war der 33-Jährige, der hauptberuflich Außendienstmitarbeiter ist, schon überall im Bundesgebiet unterwegs. Mit Herzblut engagiert er sich für die Piratenpartei, die vor allem junge und internetaffine Menschen anspricht, aber eben schon länger nicht mehr in Castrop-Rauxel. „Das Problem bei einer kleinen Partei, die nur wenig Mitglieder hat, ist immer, dass man schwer etwas in der eigenen Stadt bewegen kann“, erklärt Till Neuhaus. Dass er deswegen die politische Arbeit vor Ort vernachlässigt hat, soll sich jetzt aber ändern. „Aus Berlin nehme ich viel Motivation für die Arbeit in Castrop-Rauxel mit“, sagt der junge Mann, der auch Pressesprecher der hiesigen Piratengruppe ist, die sich selber Crew nennt. Dass das Erfolgskonzept aus der Hauptstadt auch auf NRW übertragen werden kann, davon ist er überzeugt. „Themen wie direkte Demokratie, mehr Transparenz und Datenschutz lassen sich auch auf der kommunalen Ebene realisieren“, meint Neuhaus.

Nah am Bürger soll die Politik sein, die sich das Piratenpartei-Mitglied für die Europastadt vorstellt. „Wir wollen dem Bürger das Gefühl geben, dass er von uns ernst genommen wird“, erklärt der Freibeuter. Dass er und seine Mitstreiter nur wenig Erfahrung mit Kommunalpolitik haben, sieht er nicht als Hindernis an. Über Bürgerabende in hiesigen Kneipen, Infoständen an öffentlichen Orten und natürlich das Internet will er die Meinung der Bürger in Erfahrung bringen, um in den nächsten Jahren ein „piratiges Kommunalwahlprogramm“ auf die Beine zu stellen.