Lüdenscheid. .
Mit sage und schreibe neun Prozent auf Anhieb das Abgeordnetenhaus geentert – der Erfolg der Piratenpartei bei der Landtagswahl am Sonntag in Berlin hat auch die heimischen Aktivisten überrascht. Das sei „schon ein Signal“ für die politische Arbeit vor Ort, sagt Marc Schieferdecker von den „Piraten“ im Märkischen Kreis. Gerade für Lüdenscheid und den restlichen Südkreis fehle es aber noch an interessierten Mitstreitern bei den Newcomern.
Rückblende: Bei der Landtagswahl im Mai 2010 hatten die Piraten allein in der Bergstadt immerhin 290 Zweitstimmen (1,0 Prozent) geholt, im gesamten Wahlkreis MK III waren es fast 600. Für die Piratenpartei angetreten war damals im Wahlkreis der Iserlohner Gymnasiast Jonas Pöhler – Hobby Software-Entwicklung, Interessenschwerpunkt Bildungspolitik. Der heute 19-Jährige hat mittlerweile das Abitur hinter sich – und plant jetzt, Politikwissenschaften und Philosophie zu studieren.
30 Mitglieder im Märkischen Kreis
„Klarmachen zum Ändern! Jeder hat einen Änderhaken.“ So lautete das Wahl-Motto der Piratenpartei zur Landtagswahl 2010.
Im gesamten Märkischen Kreis zählt die Partei nach Angaben ihres Sprechers Marc Schieferdecker derzeit rund 30 Mitglieder, hofft nach dem Wahlerfolg in der Bundeshauptstadt jetzt aber auf einen zahlenmäßigen Schub. Vor allem in Lüdenscheid und dem Rest des südlichen Märkischen Kreises.
Der Erfolg in Berlin werde definitiv „neuen Schwung“ bringen. Derzeit seien die Piraten vor Ort dabei, sich zu reorganisieren, berichtet Pöhler. Der Stammtisch in Iserlohn werde wiederbelebt, im Moment suche man intern nach einem geeigneten Termin. Natürlich per Internet und E-Mail. Auch ein zusätzlicher Stammtisch für Lüdenscheid stehe auf dem Programm.
Pöhler bereit für Kandidatur in der Region
Jonas Pöhler kann sich gut vorstellen, bei den nächsten Wahlen wieder als Kandidat in der Region anzutreten – und für die Piraten etwa im Lüdenscheider Stadtrat aktiv zu sein. „Es muss nicht zwangsläufig meine Heimat Iserlohn sein, für die ich mich engagiere“, sagt er. „Ich wäre auch gerne bereit, mich in die politischen Probleme Lüdenscheids einzuarbeiten.“ Allerdings müsse es dafür auch „eine solide Basis“ geben, fordert Pöhler. Unterstützer gebe es ja schon.
Wer Mitglied bei den MK-Piraten werden möchte, den verweist Marc Schieferdecker auf die Piratenpartei-Seite Iserlohn im Internet – und dort auf die Kontakt-Möglichkeiten per Mailingliste oder Forum. „Wir müssen sehen, dass wir mehr Leute bekommen“, blickt der 33-jährige Programmierer in die Zukunft der Partei auf regionaler Ebene. Er geht davon aus, dass sich die Erfolgswelle der Piraten mit ihrem unorthodoxen, sehr stark basisorientierten Politik-Stil in den nächsten Jahren bundesweit fortsetzt. Bürgerbeteiligung gerade an städtischen Projekten, die ansonsten „geheim“ verhandelt würden, erklärt Schieferdecker, müsse Standard werden.