Essener Süden. Ein Tunnel unter der Ruhrallee – das Projekt geistert als Idee schon seit Jahrzehnten durch Verwaltungs- und Politikerflure. Und hat es dabei geschafft, nie richtig das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Jetzt aber stehen aktuelle Planungen kurz vor der Veröffentlichung.

Auf Anfrage hat das NRW-Verkehrsministerium bestätigt, dass „Voruntersuchungen. . . zur Verlängerung der A535/B227. . . gerade abgeschlossen” seien. Inhaltlich soll sich das Papier mit „der Festlegung des genauen Verlaufs der Straße” befassen. Detaillierte Auskünfte wollte das Ministerium nicht geben, da die Planungen „noch intern” seien, heißt es. Der Mann aus der Praxis, Jörg Reißing, erzählte mehr über die Details: „Wir haben drei konkrete Planungs-Varianten erarbeitet”, so der Projektleiter für den Ruhralleetunnel beim Landesbetrieb Straßenbau NRW.

Alle Vorschläge beinhalten einen rund drei Kilometer langen Tunnel, der bis zu 30 Meter tief unter der Oberfläche liegen soll. Die sogenannten „Portale”, also Tunnelein- und ausfahrten, sollen im Süden zwischen der Ostpreußen- und Sartoriusstraße, und im Norden im Bereich der A52-Anschlussstelle Bergerhausen liegen. „Dort ist durch einen zusätzlichen Rampentunnel auch eine direkte Anbindung an die A52 geplant”, erklärt Reißing.

Variante eins sieht einen Tunnel direkt unter der bestehenden Trasse der Ruhrallee vor. Der dritte Vorschlag beinhaltet eine um bis zu 150 Meter westlich versetzte Streckenführung, die etwa 300 Meter länger wäre. Favorisiert wird von den Planern die Variante zwei. „Auch dabei soll der Tunnel direkt unter der Ruhrallee gebaut werden, aber im Bereich der Westfalenstraße eine zusätzliche Anschlussstelle erhalten”, berichtet Reißing. Mehr Zufahrten, zum Beispiel im Bereich der Anschlüsse von Marie-Juchacz- und Frankenstraße, seien „nicht geplant, da sie baulich nur unter größtem Aufwand herzustellen sind”.

Der Landesbetrieb stützt sich bei der Kostenkalkulation für das Vorhaben noch auf alte Schätzungen. 2003 gingen Planer von einer Summe in Höhe von 208 Millionen Euro aus. „Aktuelle Zahlen müssen noch ermittelt werden, liegen aber aller Voraussicht nach höher”, so Reißing. Eine Umweltverträglichkeitsstudie sei abgeschlossen. Ein Gutachten zu den vermuteten Resten des Altbergbaus im Untergrund der Ruhrallee hat den Planungen Machbarkeit attestiert. Stollen sollen demnach mit Beton verfüllt werden können.

Voraussichtlich im Herbst werde der „Linienentwurf” an die Stadt übergeben, die dann die Bürger einbeziehen soll. Neben dieser „Bürgerbeteiligung” kann sich Reißing auch vorstellen, das Projekt bei weiteren Terminen mit Anwohnern zu diskutieren. Danach, so eine Sprecherin des Verkehrsministeriums, „wird das formale Verfahren zur Bestimmung der Linie eingeleitet”.

Die Planer rechnen „grundsätzlich nicht mit großer Kritik”. Schließlich bringe „ein Tunnel eigentlich immer Entlastung” mit sich. Für die Ruhrallee geht der Projektleiter von einer „Verkehrsverringerung um 50 bis 60 Prozent” aus. Reißing: „Es kann nur Gewinner geben: die Umwelt, die Anwohner und den Verkehr.”