Essen. .

Joanna Majewska ist eine von 20 Stadtteilmüttern, die in Essen Menschen mit Migrationshintergrund helfen sollen. Nach dem Scheitern ihrer Ehe, stand die mittlerweile 49-Jährige selbst schon einmal vor dem Nichts.

Joanna Majewska hat schon viel erlebt. 1995 kam die gebürtige Polin nach Deutschland. Neun Jahre später, nach dem Scheitern ihrer Ehe, stand die mittlerweile 49-Jährige vor dem Nichts. Ohne Mann, ohne Job, ohne Deutsch-Kenntnisse und mit drei Kindern war Joanna Majewska plötzlich hilflos und überfordert. „Ich war zu bequem. Mein Mann konnte gut Deutsch und hat alles erledigt.“

Seit nunmehr sechs Jahren kämpft sie sich ins Leben zurück – in ein neues, selbstbestimmtes Leben. Gerade dieser Werdegang ist es, der sie für das Pilotprojekt der Bundesagentur und des Landesarbeitsministeriums „Stadtteilmütter in NRW – Aktiv für Arbeit und Integration“ prädestiniert. Nach einer sechsmonatigen Qualifizierungsphase ist sie mittlerweile eine von 20 Stadtteilmüttern, die in Essen aktiv sind.

Beratungsgespräche in der Muttersprache

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Von DerWesten

In Altendorf im Mehrgenerationenhaus St. Anna an der Sälzerstraße ist die 49-Jährige täglich im Einsatz. Dort trifft sie auf viele Menschen, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben und sich wegen erheblicher Sprachdefizite in einer isolierten Lage befinden. „Mein erster Ratschlag ist immer der gleiche. Man muss einen Sprachkurs machen“, sagt Joanna Majewska. Sie selbst fand auf diesem Weg einen ersten Halt in der Gesellschaft.

Damit in den Beratungsgesprächen ein Vertrauensverhältnis entsteht, werden diese jedoch in der Muttersprache geführt - die aus Lodz stammende 49-Jährige ist folglich Ansprechpartner für Menschen aus Polen. Dass es den Familien dadurch noch leichter gemacht wird und letztlich keine Selbsthilfe geleistet wird, glaubt Majewska nicht: „Ich mache nur erste Hilfe. Beim zweiten oder dritten Anliegen müssen die Familien selbst Lösungen finden.“ Nur in Ausnahmefällen, wie bei Arztbesuchen, begleitet die dreifache Mutter ihre „Kunden“.

Projekt soll ein Jahr dauern

Da die Stadtteilmütter, die aus der Türkei, dem Libanon, aus Marokko, dem Iran und vielen anderen Ländern stammen, selbst lange Zeit ohne Beschäftigung waren, hat das Pilotprojekt, das auch in Bochum und Dortmund läuft, gleich zwei Ziele. So soll einerseits der Zugang zu Migrantenfamilien insbesondere zu Frauen in diesen Familien hergestellt werden, andererseits soll sich für die Stadtteilmütter selbst eine bessere Berufsperspektive ergeben.

Doch letztlich geht es auch darum, Migranten ein neues Selbstbewusstsein zu geben. „Ich will den Familien das Gefühl geben, dass sie mit zur Gesellschaft gehören. Sie sollen nicht unterscheiden zwischen ihnen und den Deutschen.“

Ein ganzes Jahr soll das Projekt, das am 1. August in Essen gestartet wurde, dauern. Danach wird sich Joanna Majewska wieder auf dem regulären Arbeitsmarkt umschauen müssen. Ihr Traumjob: Suchtberaterin.