Essen. . Das weltweit erste Windkraftauto der Essener Dirk Gion, Stefan Semmerer und Christoph Fleischer wurde jetzt mit dem Öko-Globe ausgezeichnet. Keine 200 Kilo wiegt das Fahrzeug, mit dem die Drei im Februar quer durch Australien tourten.
Das weltweit erste Windkraftauto der Essener Dirk Gion, Stefan Semmerer und Christoph Fleischer wurde jetzt mit dem Öko-Globe ausgezeichnet. Keine 200 Kilo wiegt das Fahrzeug, mit dem die Drei im Februar quer durch Australien tourten.
Auf einem Skateboard, angetrieben von einem Kite-Segel, durchquerte Dirk Gion bereits vor Jahren Australien. Man könnte dies für eine überspannte Idee halten. Doch der Heidhauser nutzte seine Erfahrungen für weitere technische Entwicklungen. Einen Tourenwagen ohne Motor beschleunigte er mithilfe des Kite-Segels auf 80 Km/h, bevor er beschloss, künftig auf das Segel zu verzichten – nicht aber auf die Kraft des Windes. Dieser Idee folgte die Entwicklung des weltweit ersten windkraftgetriebenen Elektrofahrzeugs, das vergangene Woche mit dem internationalen Umweltpreis für Mobilität „Öko-Globe“ ausgezeichnet wurde.
Keine 200 Kilo wiegt das Fahrzeug, mit dem Dirk Gion und der Kitesurfer und Diplom-Ingenieur für Leichtbau Stefan Simmerer im Februar quer durch Australien tourten. Die Karosserie besteht aus High-Tech-Fasern, „wir haben bei einem holländischen Hersteller vollverkleideter Liege-Fahrräder angefragt, ob wir die Form der Karosserie nachbauen können.“ Gion und Simmerer durften – und gaben die Karosserie in Leichtbauweise in einer Osnabrücker Werkstatt in Auftrag.
Einmal aufgeladen, schafft das Auto bis zu 400 Kilometer
Wichtigste Bestandteile: eine Lithium-Ionen-Batterie sowie ein Bambusmast, der zusammengesteckt ein sechs Meter hohes Windrad ergbit. Einmal aufgeladen schafft man mit dem Auto mühelos 200 Kilometer, bis zu 400 Kilometer sind es bei günstigen Bedingungen. „Anschließend kann man das Windrad aufbauen und es dauert rund zehn Stunden, bis die Batterie wieder vaufgeladen ist“, erklärt Christoph Fleischer, der mit Gion in Heidhausen eine Filmproduktionsfirma betreibt – und die 18-tägige, 5000 Kilometer lange Fahrt des Wind-Explorers dokumentierte.
Diese führte das Team erneut über den fünften Kontinent. „Die Bedingungen da waren einfach ideal“, sagt Fleischer. Ebene Strecken und genug dünn besiedelte Gebiete, um abends die Windkraftanlage aufbauen zu können. In Ballungszentren, das räumt Gion ein, könnte dies den Unmut von Nachbarn hervorrufen. „Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, die Batterie an einer normalen Steckdose aufzuladen.“ Selten habe man davon in Australien Gebrauch machen müssen, woraus auch die geringen Kosten für die Tour - zehn Euro für 5000 Kilometer - resultierten. Eine weitere Alternative sei es, ein Kite-Segel einzuhängen. Allerdings stellt auch dies in Ballungsräumen und bewaldeten Gebieten kaum eine Option dar. Ob der bis zu 60 Km/h schnelle Flitzer damit nicht nur umweltfreundlich, sondern auch straßentauglich ist?
Noch Vermarkter für Dokumentarfilm gesucht
„Der Windexplorer ist bestimmt kein Fahrzeug, das man in drei oder vier Jahren auf dem Markt kaufen kann. Obwohl wir schon Anfragen von Interessenten haben, die gern Sonderanfertigungen hätten“, sagt Fleischer. Allein: Es ist nicht das Ziel von Gion, Simmerer und Fleischer, Einzelstücke oder Kleinstserien mit 30 Fahrzeugen zu bauen. Wieder steht die Weiterentwicklung im Fokus – diesmal soll eine Kombination her, suchen die Tüfter und Filmer eine Möglichkeit, die Batterie wahlweise mit Solar- und Windenergie aufladen zu können, um anschließend mit dem umweltfreundlichen Auto einmal um die Welt zu reisen.
Dabei ist der aktuelle Film - eine Dokumentation über die Australienfahrt von Albany am Indischen Ozean nach Sidney noch nicht vermarktet, sitzen die Entwickler noch auf den Kosten für die Reise mit großem Team. Gion winkt ab, im Dokumentarfilmgeschäft sei es nicht ungewöhnlich, in Vorleistung zu treten. Dass sich Menschen finden und für dies Projekt ebenso begeistern lassen wie die Entwickler – daran zweifelt er nicht.