Essen. Immer mehr Essener setzen auf Sonnenenergie: Genossenschaften sorgen mit “Bürgersolaranlagen“ dafür, dass nicht nur Hausbesitzer profitieren. Alternative Energien sind im Trend, und dies nicht nur, weil der Ölpreis regelmäßig durch die Decke schießt.
Wer möchte sich bei diesem Schmuddelwetter nicht gerne die Sonne ins Haus holen? Die „Solargenossenschaft Essen“ vertraut nicht allein auf den nächsten Hochausläufer im Wetterbericht, sondern setzt lieber auf Eigeninitiative.
Auf dem Neubau der Gesamtschule Überruhr hat sie jetzt mit dem Bau einer weiteren Photovoltaikanlage begonnen. Ab August wandelt die 42,8 Kilowatt starke Solaranlage Sonnenenergie in Strom um. 120 000 Euro lässt sich die 80 Mitglieder starke Genossenschaft diese Investition in die Zukunft kosten. „Das ist sinnvoll angelegtes Geld“, strahlt Vorstandsmitglied Rolf Schwermer.
Solarbranche freut sich über gute Geschäfte
Alternative Energien sind im Trend, und dies nicht nur, weil der Ölpreis regelmäßig durch die Decke schießt. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat die große Politik die Energiewende eingeläutet. Da will ihr der kleine Mann offenbar nicht nachstehen. Bis zu 150 Bürger klicken täglich im Internet das Solarkataster der Stadtwerke an, um zu erfahren, ob ihr Hausdach für eine Photovoltaikanlage oder eine Solarthermie zur Warmwasseraufbereitung geeignet ist.
Ob aus Neugierde, bleibt dahingestellt. Ein Indiz für Interesse ist es allemal. Auch die Solarbranche freut sich über gute Geschäfte. 70 Einfamilienhäuser pro Jahr stattet allein das Borbecker Unternehmen Borowski nach eigenen Angaben, mit Sonnentechnik aus, und der Solarbauer ist nur einer von vielen, die sich inzwischen auf dem hiesigen Markt tummeln.
Wie viele Hausbesitzer zwischen Karnap und Kettwig sich inzwischen eine Solaranlage auf ihr Dach haben setzen lassen, vermag niemand zu sagen. Doch wenn der Eindruck nicht täuscht, werden es immer mehr. Dass die Preise gefallen sind, dürfte die Nachfrage weiter befeuern. 2400 Euro pro Kilowatt kostet mittlerweile eine Photovoltaikanlage aus heimischer Produktion. Doch es geht auch günstiger, und man muss nicht einmal sein eigener Hausherr sein.
Schon 14 "Bürgersolaranlagen"
Denn vor zwei Jahren hat die Stadt das Projekt „Bürgersolaranlagen“ ins Leben gerufen. Die Idee: Bürger, ob mit kleinem oder großen Geldbeutel tun sich zusammen und investieren in eine Photovoltaikanlage. Die Stadt stellt dafür ein geeignetes Dach zur Verfügung. Auf 21 städtischen Immobilien fangen inzwischen 21 Photovoltaikanlagen Sonnenlicht ein und produzieren 476 000 Kilowattstunden Strom, bei 14 dieser Sonnenkraftwerke handelt es sich um „Bürgersolaranlagen“ wie sie die „Solargenossenschaft Essen“ demnächst auch in Überruhr betreibt.
Rolf Schwermer zeigt sich angetan von dem Solarprojekt, „weil es ökologisch sinnvoll ist“ und weil es Menschen aus ganz verschiedenen sozialen Schichten zusammenbringe. Mit 250 Euro sind Interessenten dabei, für diesen Preis erwerben sie einen Geschäftsanteil an der Genossenschaft.
Sonnenenergie bringt Rendite
Dass Kritiker Solarenergie für maßlos übersubventioniert halten, ficht Schwermer nicht an, er nennt als Gegenbeispiel andere Energieträger wie Kernkraft oder Kohle. Ja, auch bei Sonnenenergie geht es um Kohle. Jede Kilowattstunde, die ins Netz eingespeist wird, fördert der Gesetzgeber mit bis zu 30,06 Cent. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren für eine Bürgersolaranlage rechnet sich das.
Schwermer geht davon aus, dass die Genossenschaft an ihre Mitglieder schon im nächsten Jahr eine Rendite auszahlen wird, „von über drei Prozent“. Mit bis zu neun Prozent könnten Betreiber rechnen, heißt es im Umweltamt. Wenn da nicht die Sonne aufgeht.