Essen. . Der Atomausstieg verdüstert die Zukunftsaussichten für Batterieautos. Kosten und Klimabilanz verschlechtern sich. Mit steigenden Strompreisen werden Elektromobile noch teurer als bisher.
Der nach der Katastrophe von Fukushima in Deutschland geplante Ausstieg aus der Kernkraft hat auch Auswirkungen auf die Perspektiven des Elektroautos. Mit steigenden Strompreisen werden elektrisch betriebene Fahrzeuge für ihre Besitzer noch teurer als bisher. Außerdem verschlechtert sich ohne den weitgehend C02-frei erzeugten Atomstrom die Klimabilanz der Steckdosen-Pkw weiter. Die Zukunftschancen des reinen Batterieauto sinken, was der Hybridtechnik zu Gute kommen dürfte.
Die Kohleverstromung in Deutschland führt im deutschen Kraftwerksmix dazu, dass laut Umweltbundesamt pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) 575 Gramm des Klimagases Kohlendioxid in den Himmel geblasen werden und die Erderwärmung befeuern. Benötigt ein schmalbrüstiger Elektro-Kleinwagen bereits durchschnittlich 20 kWh auf 100 Kilometer, so entspricht dies bislang pro Kilometer 115 Gramm CO2-Ausstoß.
Die besten Hybrid-Pkw von Toyota, vollwertige Automobile, angesiedelt in der Golf-Klasse und in der unteren Mittelklasse, kommen nach Verbrauchsnorm mit weniger als 90 Gramm pro Kilometer aus. Zwar weichen die Normverbrauchsangaben der Hybride mit ihren zusätzlichen, vergleichsweise kleinen Elektromotoren in der Praxis stark nach oben ab. Aber bei keiner anderen Antriebsart sind die Abweichungen so hoch wie beim Batterieauto.
Mercedes-Limousine vor Elektroauto
Komplett ohne den bisherigen Atomstromanteil (2010: 22,4 Prozent) würde der neue deutsche Kraftwerksmix auf über 800 Gramm pro kWh steigen. Ein Smart mit Kabelanschluss käme dann auf 160 Gramm CO2/km. Zum Vergleich: Die mehr als doppelt so große, komfortable und schnelle Mercedes-Limousine der E-Klasse mit 136 PS starkem Diesel-Sparmotor trägt weniger zum Treibhauseffekt bei. Kein Wunder, dass Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace dem Elektroauto kritisch gegenüberstehen.
Mit rund drei Milliarden Euro jährlich werden die Kosten des Atomausstiegs in Berlin geschätzt. Voraussichtlich wird ein Großteil der Summe auf den Strompreis aufgeschlagen. Der Anstieg entwertet eines der wichtigsten Argumente für das an der Steckdose „betankte“ Mobil: die niedrigen Unterhaltskosten.
Bislang wurde der Öffentlichkeit gerne suggeriert, ein schönes Ergebnis der Elektromobilität sei ein voller Tank für ein Handvoll Euros. „Hundert Kilometer für zwei Euro“, lautete die Formel. Streben die Kilowattstunden-Tarife für Privathaushalte durch den Verzicht auf Kernkraftwerke und den Ausbau teurer alternativer Energien Richtung 30 Cent, ist es mit dem billigen Betrieb der Elektromobile nicht mehr weit her.
Elektroautos sind zu teuer in der Herstellung
Zwar liegen die reinen Energiekosten der Elektromobile dann immer noch unter denen konventioneller Verbrennungsmotoren. Rechnet man die immensen Herstellungskosten (800 Euro pro kWh Ladekapazität) und den Verschleiß der modernen Lithium-Ionen-Batterien ein, bleiben Elektroautos auf absehbare Zeit deutlich teurer, so lange nicht der Ölpreis auf deutlich über 200 Dollar pro Fass steigt. Bei der Lithium-Ionen-Technik ist laut Ford das Kostenziel für eine ideale Batterie von 100 Euro/kWh noch nicht einmal zu zehn Prozent erreicht. Selbst beim kleinsten Elektrofahrzeug von Renault, dem smartähnlichen Rollermobil Twiczy, kostet das Batterieleasing allein mindestens 7,20 Euro pro 100 Kilometer.
Insgesamt sind die Erwartungen an die Elektroauto-Revolution gedämpft. Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen, wurde stark abgeschwächt. Alle Autos mit alternativem Antrieb sollen jetzt auf die Zahl kommen. Alternativ, das sind fast ausschließlich Hybride.
Neue Art von Hybriden erzeugt Strom selber
Zur verbrauchssenkenden Elektrifizierung des Automobils gibt es laut einhelliger Expertenmeinung keine Alternative. Sie ist bei Verbrennungsmotoren ohnehin in vollem Gange. Und die bisherigen Hybride werden mit größeren Batterien aufgerüstet, die sich an der Steckdose aufladen lassen (Plug In) und rein elektrische Reichweiten von über 30 Kilometern ermöglichen. Dazu kommt eine neue Art von Hybriden, die Strom selbst erzeugen können, wie der Opel Ampera. Gegen die wird es das von der Steckdose abhängige Elektroauto schwer haben, mit oder ohne Atomstrom.