Essen. . Seit Mittwoch steht einer der ersten Pizza-Automaten Deutschlands im Limbecker Platz. Zwischen drei Geschmacksrichtungen können Kunden wählen und bekommen die heiße Pizza nach nur 70 Sekunden auf dem Pappteller serviert.

Die Steigerung von Fast Food? Faster Food! Während man in der Schnell-Pizzeria getrost zehn Minuten warten darf, bis aus Teigklumpen und Belag im Ofen eine Pizza geworden ist – der Pizza-Wunder-Automat schafft es in 70 Sekunden.

Zugegeben, die Rechnung ist ein wenig geschönt. Im Innern des Automaten wird nicht geknetet, noch belegt. 102 vorgebackene, eingeschweißte Böden in drei Geschmacksrichtungen werden hineingelegt und - so man vier Euro in den Automatenschlitz wirft und eine Sorte wählt - zu Ende gebacken. „In anderen Automaten passiert das mit einer Mikrowelle, bei uns gibt es einen richtigen Ofen. Das schmeckt viel besser“, sagt Giovanni Cusimano.

Zwei Millionen Euro Entwicklungs-Kosten

Vorgebacken und eingeschweißt werden die Pizzen in Italien. Am Aufstellungsort können jeweils 102 Pizzen eingelegt werden. Drei verschiedene Geschmacksrichtungen haben Platz. Foto: Remo Tietz
Vorgebacken und eingeschweißt werden die Pizzen in Italien. Am Aufstellungsort können jeweils 102 Pizzen eingelegt werden. Drei verschiedene Geschmacksrichtungen haben Platz. Foto: Remo Tietz © WAZ FotoPool

Den Alleinvertrieb der Wunder-Pizza-Öfen hat er sich für Deutschland gesichert. Im Limbecker Platz ist seit gestern der erste in Betrieb. Cusimano schwärmt von sizilianischen Rezepturen. Aber wie passen die zur Automaten-Kultur? Als einer der ersten Italiener eröffnete er 1969 in Berlin eine Pizzeria, „damals gab es außer meinem Laden nur fünf andere.“ Es kam ein größeres Ladenlokal, eine Filiale. Altkanzler Kohl sei eingekehrt und allerhand Prominenz. Was ahnen macht: Herr Cusimano weiß, Kunden die italienische Küche schmackhaft zu machen. „Aber dann bin ich krank geworden.“ Zu beschwerlich die Arbeit in der Küche. Cusimano setzte sich kleiner, setzt auf Automaten.

An der Entwicklung des „Pizza-Wunder“-Automaten sei er selbst nicht beteiligt gewesen. Ein Landsmann habe das rund 1,90 Meter hohe und breite Gerät entwickeln lassen, „das hat rund zwei Millionen Euro gekostet“, sagt Cusimano. Gut gehen würde seither der Automatenvertrieb. In US-Kasernen sättigen die Pizzen Soldaten, in großen Firmen das Personal. Auch in Deutschland soll der Automat Alternative zur Kantine sein, weswegen er in Schau-Räumen in Berlin und Stuttgart zu sehen ist. Im wahren Leben, also dem Alltagsgebrauch, bislang allerdings nur im Limbecker Platz in Essen.

Besser als erwartet und weniger als erhofft

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Von DerWesten

Zu finden ist das 560 Kilo schwere Gerät gegenüber der Mc Donalds-Filiale, was den Zielgruppen-Erwartungen geschuldet sein dürfte. Auf die Generation bis 29 Jahre setze man, sagt Center-Manager Ulrich Schmitz. In der Tat brummt gegenüber beim Burger-Filialisten das Geschäft. Fünf Leute drängen sich pro Kasse. Bei einer Backdauer von 70 Sekunden ließen sich locker drei Pizzen ziehen, bevor man auch nur einen Burger aufs Tablett gelegt bekommt. Bleibt die Frage: Lohnt denn die Investition in Automatenpizza?

Giovanni Cusimano wirft vier Euro ein und „bestellt“ Salami Diavolo. 70 Sekunden, schon liegt hinter einer Klappe aus Plexiglas die fertige Pizza. „Geliefert“ auf einer Pappunterlage. Ein wenig skeptisch greifen wir zu. Wenn Sie es nun testen: Schließen sie nicht die Augen und erwarten geschmackliche Offenbarungen. Die Pizza ist heiß, sie sättigt, sie schmeckt besser als erwartet und nach weniger als erhofft. Aber einen Vorteil hat der Automat: Er „liefert“ rasend schnell.