Essen. . Zwischen Ex-Postgirohaus und Rheinstahlhaus soll ein neues Hochhaus gebaut werden. Das versichert der Investor weiterhin, obwohl so recht niemand mehr an seine Pläne glaubt.
Die Nachricht war eine kleine Sensation, damals, im Herbst 2009: Ein neues Hochhaus sollte gebaut werden, direkt in der City, zwischen Ex-Postscheckamt und Rheinstahl-Gebäude von Thyssen-Krupp. Die Wiesbadener KPE-Gruppe wollte an der Kruppstraße, dort, wo jetzt noch das alte AEG-Haus vor sich hingammelt, 140 Millionen Euro investieren in einen gigantischen Büro- und Hotelkomplex. So kündigte sie es zumindest an.
Denn das AEG-Haus steht heute noch immer da. Die Sensation vom neuen Hochhaus, das die großstädtische Silhouette erheblich bereichern sollte, geriet zum Rohrkrepierer: Erst quälte sich der städtische Planungsausschuss knapp ein halbes Jahr lang mit der Frage, welcher der vier Entwürfe gebaut werden sollte – man vertagte sich mehrfach, um sich dann für einen Kompromiss zu entscheiden, der, so finden manche, die Nachteile zweier Entwürfe vereint. Und dann? Meldete sich aus Wiesbaden niemand mehr. Bis heute wartet die Stadt auf eine Rückmeldung von Christian Deharde, dem Geschäftsführer der KPE-Projektentwicklung GmbH.
Baupreis liegt noch 30 Prozent über dem Budget
Jetzt hat Deharde seine Entschlossenheit, das Projekt auf jeden Fall zu realisieren, aufs Neue bekräftigt: „Wir planen, im Jahr 2015 mit dem Gebäude an den Markt zu kommen – das ist der perfekte Zeitpunkt.“ Das Projekt werde gemacht – wenn auch „langsamer als geplant“. Bekanntlich beschäftigt sich die KPE derzeit mit einem Millionenprojekt in Frankfurt, entsprechend abgestiegen sei Essen derzeit in der Prioritätenliste der KPE. Und es gebe auch noch andere Gründe: „Die gewählte Variante“, so Derharde, „ist noch nicht rechenbar. Das hat mit anziehenden Baupreisen und vor allem mit den gestiegenen Kosten für Glas und Stahl zu tun. Der Baupreis liegt zurzeit noch rund 30 Prozent über unserem Budget.“
Seit dem Frühjahr, als es schlagartig verdächtig still wurde um das Bauvorhaben, wurde in der Stadt einer nach dem anderen misstrauisch – und blickte voller Zweifel nach Dortmund: Dort baute KPE den „Westfalentower“, einen Bürokomplex direkt an der B1. Auslastung heute: Weniger als zehn Prozent. „Die Vermietung des Westfalentowers“, gibt Derharde zu bedenken, „ist Sache des Eigentümers, nicht unsere.“ Nach Bauabschluss habe die KPE das Objekt an einen Fonds verkauft.
Und noch ein Dortmunder Gebäude lässt die Experten weiter skeptisch bleiben: Das „Dortberghaus“ gegenüber vom Hauptbahnhof, denkmalgeschütztes Bergbauverwaltungshaus aus den Dreißigern, steht seit Jahren leer. Seit 2004 kündigt KPE dort ein Hotel an. Passiert ist bis heute: nichts. Doch Derharde kündigt an: „Am Dortberghaus werden die Arbeiten in Kürze aufgenommen.“
„Wenn der Investor an das Projekt glaubt, glauben auch wir daran“
Derharde erinnert daran, dass man in Essen einen „Vorvertrag“ mit einem künftigen Mieter abgeschlossen habe, der auf 20 Prozent der Gebäudefläche ein Hotel einrichten will. „Diesen Mieter“, betont Derharde, „möchten wir nicht verlieren.“
Seitens der Essener Wirtschaftsförderung EWG heißt es mit deutlich vernehmbarer Zurückhaltung: „Wenn der Investor an das Projekt glaubt, glauben auch wir daran“, so die EWG-Sprecherin Claudia Peters. Und Thomas Franke, Leiter des städtischen Planungsamts, betont: „Wir freuen uns über den Optimismus der KPE. Unsere Türen stehen jederzeit offen.“ Derharde vermittelt weiter Entschlossenheit, auch wenn er zwischenzeitlich festgestellt hat: „In Essen erzielen Sie keine 25 Euro Miete wie in München oder Frankfurt. Eher 12 bis 15.“