Essen.

Das geplante neue Hochhaus zwischen Krupp- und Bert-Brecht-Straße soll nicht höher als der RWE-Turm ausfallen. Dies ist die Tendenz der Kommunalpolitiker. Auf einen Vorschlag hat sich der Planungsausschuss jedoch noch nicht festgelegt.

Der Riese wankte in manchen Köpfen, aber er fiel nicht: Mit seinen 120 Metern (mit Antenne 162 Meter) wird der RWE-Turm wohl weiterhin das höchste Essener Gebäude bleiben. Das könnte nur dann anders kommen, wenn es mit Blick auf das geplante neue Hochhaus zwischen Krupp- und Bert-Brecht-Straße (bisheriges AEG-Haus) eine kommunalpolitische Mehrheit für eine Variante gäbe, die ein 140 Meter hohes Projekt vorsieht. Aber im Stadtplanungsausschuss gab es eine deutliche Tendenz zu einer anderen Variante mit lediglich 103 Metern Höhe.

Hanslothar Kranz (CDU) stellte die Frage, ob sich das RWE möglicherweise in die Diskussion über den Hochhaus-Neubau eingeschaltet habe, um selbst nicht das höchste Gebäude der Stadt zu „verlieren“. Aber seine Frage blieb unbeantwortet.

Auf eine Entscheidung verzichtete der Ausschuss, zunächst soll am kommenden Dienstag noch die Beratung in der zuständigen Bezirksvertretung I abgewartet werden. Aber auch deren Sprecher äußerten keinen Widerspruch, als der Planungsausschussvorsitzende Rainer Marschan (SPD) Zwischenbilanz zog: „Es gibt hier wohl eine klare Tendenz für die Variante 4.“ Für diese Lösung plädieren auch die Stadtverwaltung und das Expertengremium Arbeitskreis 2010.

„Es gab auch
bei uns
den Reiz
des ersten Blicks“

Der städtische Planungsdezernent Hans-Jürgen Best räumte ein, dass es bei der Beurteilung der vier Varianten, von denen jetzt nur noch zwei zur Diskussion stehen, einen Meinungsumschwung gegeben habe: „Der 140 Meter hohe Neubau könnte ja zu einem neuen Essener Markenzeichen werden, aber wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass er städtebaulich unverträglich wäre. Es gab sicher auch bei uns den Reiz des ersten Blicks, aber dann waren wir auch schnell beim leisen Abschied.

Dieses Haus würde gegenüber seinem Umfeld völlig aus der Art schlagen, wie ein Ufo.“ Dagegen füge sich die andere, lediglich 103 Meter hohe Variante „mit seinem unspektakulären Baukörper gut in die Umgebung ein.“ Mit Blick auf den Wiesbadener Investor KPE gab Best auch zu bedenken, dass „ es bei ihm für die niedrigere Variante eine gewisse Präferenz gibt“. Best warnte die Kommunalpolitiker davor, an der geplanten Nutzfläche von 50.000 Quadratmetern rütteln zu wollen. Dem schloss sich auch der Ausschussvorsitzende Rainer Marschan an: „Sonst wandert der Investor in eine Nachbarstadt ab.“ Vorgesehen ist eine viergeschossige Tiefgarage, mit einer Zufahrt von der Nordseite zwischen Neubau und Bahndamm.

Grüne und Linke plädierten für die niedrigere Hochhaus-Lösung und regten eine Diskussion über eine „schlankere Fassadengestaltung“ an. Norbert Schick (CD) zeigte sich erstaunt über den Meinungsumschwung auch im Arbeitskreis 2010. Es gab auch vereinzelte abweichende Meinungen. So sagte Karlgeorg Krüger vom Essener Bürger Bündnis (EBB), die jetzt favorisierte Variante sei „die langweiligste“. Und Guntmar Kipphardt (CDU) gab zu bedenken: „Der RWE-Turm ist sicher ein Symbol, aber ein neues Ausrufezeichen wäre auch interessant.“ Peter Dinkelmann (SPD) wagte die Prognose: „Die jetzt favorisierte Lösung hat die kürzeste Realisierungszeit. Das sollten wir auch bedenken.“