Essen. .

Dr. Petra Meyer-Ochel ist immer in Bewegung. Laufen ist ihre Leidenschaft. Dass in der Essener Hauptverwaltung des Warenhaus-Riesen Karstadt ein Termin den nächsten jagt, kommt ihr fast entgegen.

Die 53-Jährige ist seit zwei Jahren für die Führungskräfteentwicklung des Traditionshauses verantwortlich – über 1000 Entscheider vertrauen ihren Ratschlägen. Mittlerweile ist sie selbst zur Führungskraft geworden, begegnet ihrem Gegenüber auf Augenhöhe. „Ich arbeite unheimlich gerne, habe Ziele und wollte immer schon etwas bewegen. So etwas wie Karriere kommt dann von ganz alleine“, sagt Meyer-Ochel.

Der Spagat zwischen Beruf und Familie ist ihr geglückt – für viele ein höchst anspruchsvolles Kunststück. Mann und Kind empfand sie nie als Belastung. „Es war immer eine Bereicherung für mich. Eine Familie gibt Kraft und Energie – auch wenn es natürlich eine gewisse Organisation erfordert. Wenn alle an einem Strang ziehen, dann kriegt man das gut hin“, sagt Meyer-Ochel. Doch selbst nach der Geburt ihres Kindes gönnte sich die Personalerin keine lange Pause. Um mehr Zeit für ihre Familie zu haben, riskierte sie 1998 jedoch den ganz großen Schritt. Aus der Personalabteilung der Kaufhof Holding wagte sie sich in die Selbstständigkeit: „Mit einem Schreibtisch und einem Telefon habe ich angefangen. Ich wollte gerne etwas flexibler sein.“

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Von DerWesten

Als der Nachwuchs alt genug war, zog es sie ins Großunternehmen. Seit zwei Jahren ist sie nicht mehr ihr eigener Chef, trotzdem ist sie bei Karstadt mit Herzblut und Freude bei der Sache. Die Bereichsleiterin Führungskräftebetreuung und -entwicklung, so ihre offizielle Job-Bezeichnung, gibt ihren Enthusiasmus auch an den Karstadt-Nachwuchs weiter. Rund 250 junge Mitarbeiter mit Führungspotenzial profitieren regelmäßig vom Erfahrungsschatz Meyer-Ochels: „Jeder muss seinen eigenen Stil finden. Offenheit, die Fähigkeit zuzuhören und auf Menschen zuzugehen, halte ich für sehr wichtig. Dazu kommen Engagement und Authentizität. Das alles macht Führungskompetenz aus.“

„Ich bin überhaupt kein Frauenquoten-Fan"

Dass Frauen der Weg an die Spitze eines Unternehmens mit Hilfe einer Quote erleichtert wird, hält Meyer-Ochel für ungeeignet – ihre Lösung heißt Leistung. Man tue den Frauen keinen Gefallen, so die 53-Jährige, wenn sie nur über die Quote Bedeutung erlangen. „Ich bin überhaupt kein Frauenquoten-Fan. Nicht das Geschlecht, sondern Leistung, Engagement und Interesse für das Unternehmen sind entscheidend. Das ist auch bei Karstadt so.“

Obwohl auch sie zu Beginn ihrer Laufbahn immer wieder mit kritischen Stimmen zurechtkommen musste: „Als ich mit 27 Jahren meinen ersten Job hatte, der in einer männerdominierten Branche war, gab es zwar schon ein wenig Skepsis. Unabhängig vom Geschlecht gibt es Widerstände aber überall, man muss lernen, damit umzugehen.“ Mittlerweile, so ist sich Meyer-Ochel sicher, erfahren weibliche Nachwuchskräfte deutlich weniger Argwohn. Das Erklimmen der Karriereleiter fällt dementsprechend leichter. Bei der Auswahl externer Bewerber achtet die Karstadt-Personalerin nicht auf das Geschlecht. „Vor allem bei Teamarbeit bin ich aber überzeugt, dass eine Mischung von Mann und Frau sowie Jung und Alt das Team erfolgreicher macht.“

Bei Karstadt ist zudem eine Menge Kondition gefragt, nur so gelingt es den Kollegen Tag für Tag, mit Petra Meyer-Ochel Schritt zu halten.