Werden.
Die Kliniken Essen-Süd haben einen neuen Chefarzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dr. Christoph Arning, 40 Jahre jung, arbeitet seit März in der Abteistadt.
An der Pattbergstraße, versteckt auf dem hinteren Teil des Geländes, liegt das Gebäude, für das der Experte, der sein Studium der Medizin 1991 in Aachen aufnahm, nun verantwortlich zeichnet. Am Universitätsklinikum absolvierte er seine Zeit als Arzt im Praktikum, wurde Assistenzarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Schon während meines Zivildiensts kam mir der Gedanke, diese Richtung einzuschlagen“, erzählt der Mann mit der schwarz gerandeten Brille.
Während der Zeit in der Behindertenwerkstatt Oberbruch, die zur Lebenshilfe Heinsberg gehört, habe sich ihm die Frage gestellt: Soll es nun ein Studium der Psychologie oder der Medizin werden? Beides habe ihn interessiert, obwohl es keine entsprechende familiäre Vorprägung gab: Die Mutter war Lehrerin, der Vater Polizeibeamter.
Nach Studium und Assistenzarztzeit zog es Arning 2003 nach Viersen, wo er zwei Jahre später zum leitenden Oberarzt avancierte. 2008 wurde er Chefarzt im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie für Kinder und Jugendliche. „Berufsbegleitend war das Helm Stierlin-Institut in Heidelberg für mich wichtig.“
Drei Jahre lang bildete sich Christoph Arning in der Stadt am Neckar weiter, der Unterricht erfolgte in Mehrtages- oder Wochenblöcken. Seit 2009 ist er selbst Mitglied der Weiterbildungskommission bei der Ärztekammer Nordrhein. Fachgebiet: Psychiatrie und Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen.
Christoph Arning ist es wichtig, in Werden eine Klinik zu leiten, die über mehrere Jahrzehnte von Dr. Erna Januszewski „sehr gut aufgebaut“ worden sei. Mit Einzel- plus Familientherapie bewege man sich im Rahmen der „Systemischen Theorie“. Wo es um die Behandlung von Verhaltensstörungen im Jugendalter gehe, gelte der zentrale Satz: Das Verhalten eines Menschen ist immer vom Kontext abhängig. „Natürlich gibt es auch genetische Faktoren“, räumt Arning ein.
17 Plätze bietet sein Haus insgesamt, vollstationär, also auch über Nacht, werden Jugendliche erst ab dem 14. Lebensjahr in dem Haus aufgenommen. Mit Gruppen-, Kreativ- und Schulräumen wirkt es wie ein Jugendheim. Im Flur hängen postkartengroße Bilder aus Kinderhänden, sie zeigen Sonnen und Monde.
Auch Kunsttherapie gehört zum Angebot der Klinik mit ihren hellen Fensterfronten, einer freundlich-bunten Beschilderung und einer angenehm ruhigen Atmosphäre. „Die meisten Jugendlichen, die zu uns kommen, werden von niedergelassenen Jugendtherapeuten oder Psychiatern zu uns geschickt“, berichtet der neue Leiter. In diesen Fällen liege bereits ein diagnostischer Eindruck vor. Warnzeichen, die darauf hinweisen, dass ein junger Mensch therapeutische Hilfe brauche, seien meist sehr individuell. Allgemein gibt es jedoch Verhaltensauffälligkeiten im Kinder- und Jugendalter, bei denen der Experte dazu aufruft, fachärztlichen Rat einzuholen.
„Dazu gehören Störungen des Essverhaltens wie Magersucht oder Essanfälle mit Erbrechen.“ Auch die Verweigerung des Schulbesuchs könne ein solches Zeichen sein, es komme meist bei älteren Kindern vor. „Dahinter verbergen sich oft Angststörungen.“
Für das Ziel einer Therapie hat der Mediziner einen klaren Grundsatz parat: „Wir müssen auf eine Lösung hinarbeiten, die spätere Behandlungen nicht mehr nötig macht. Das heißt: Wir müssen vom ersten Tag der Behandlung an darauf hinwirken, uns wieder überflüssig zu machen.“
Während der letzten Phase der Behandlung dürfen die jungen Patienten dann von Werden aus wieder ihre Heimatschule besuchen. Diese Maßnahme soll ihnen die Rückkehr erleichtern. Christoph Arning: „Oft geht es darum, Schülern überhaupt wieder Wege hinein in den Schulbesuch zu zeigen.“