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Der Emscherumbau hat gewaltige Dimensionen. Die Größenordnung ist auch an den Summen ablesbar, die bewegt werden: Für das Projekt stellt die Europäische Investitionsbank (EIB) 450 Mio Euro als Darlehen zur Verfügung.
Mit einer Darlehens-Spritze in Höhe von 450 Millionen Euro ivon der Europäischen Investitionsbank sei der Umbau und speziell der Bau des Abwasserkanals finanziell „in trockenen Tüchern“, sagte Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Zum ersten Mal treten Emschergenossenschaft und die EIB als Geschäftspartner in Erscheinung; der Vertrag wurde am Mittwoch unterzeichnet. Vor dem Hintergrund der aktuellen Schwierigkeiten auf Europas Finanzmärkten stellten Darlehen dieser Größenordnung verbunden mit langen Laufzeiten Banken vor Probleme, stellte Stemplewski fest. Daher habe man eine Alternative zu der zu ruhigeren Zeiten üblichen klassischen Darlehensfinanzierung über Geschäftsbanken gesucht - und mit der EIB gefunden. Das öffentliche Bankinstitut, 1958 gegründet, verfolgt keinen Erwerbszweck und finanziert Projekte, die den Zielen der europäischen Union entsprechen.
Lange Laufzeit, niedriger Zinssatz
Der Vertrag mit der EIB bedeutet für die Emschergenossenschaft neben der vor eineinhalb Jahren zugesagten Förderung durch das Land NRW das zweite Standbein der Finanzierung. Dabei trägt das Land die Hälfte der Kosten, von der zweiten Hälfte trägt die EIB 50 Prozent - mit der Option auf weitere Darlehen, erläutert Matthias Kollatz-Ahnen, EIB-Vizepräsident.
Zwei Eigenschaften des Festzinsdarlehens werden sich nach Stemplewskis Überzeugung positiv auswirken. Die Laufzeit ist mit bis zu 45 Jahren lang, und der vereinbarte feste Zinssatz niedrig - eine Zahl wollte keiner der Geschäftspartner nennen, aber Stemplewski versichert: „Es gibt keine öffentliche Einrichtung in Deutschland, die günstigere Konditionen erhalten hat.“
Emscher - neues Pumpwerk
Beide Faktoren gemeinsam ermöglichen den 18 Kommunen, die mit anderen Mitgliedern Mitgliedern der Emschergenossenschaft sind, langfristige und verlässliche Kalkulation. Davon sollen nicht nur die Kommunen profitieren, sondern auch die Bürger als Zahler der Abwassergebühren. Einen starken Anstieg ihrer Zahlungen sollte das Darlehen der EIB jedenfalls nicht verursachen, erläutert Stemplewski. Da im Vertrag die Auszahlung von Teilbeträgen der gesamten Darlehenssumme vereinbart wurde, wird zudem die Finanzierungslast für die Emschergenossenschaft über Jahre gestreckt und ist leichter zu schultern.
Kanalbau beginnt im Herbst
In einigen Jahren wird die Emschergenossenschaft entscheiden, wie sie die restlichen Gelder für den Bau des 51 Kilometer langen Abwasserkanals aufbringen will. Unter Umständen wäre die EIB bereit, für das Projekt weiteres Geld zur Verfügung zu stellen, sagte Vizepräsident Kollatz-Ahnen.
Die Emschergenossenschaft will im Herbst mit dem Bau des Kanals in 40 Metern Tiefe beginnen, der die Emscher und ihre Nebenläufe als offenes Abwassersystem ersetzen soll. Die Renaturierung der Emscher soll sich in einem Gewinn an Lebensqualität für die Bürger auszahlen und neue Flächen für wirtschaftliches Wachstum schaffen. Die EIB ließ sich bei der Prüfung des Projekts vom Nutzen überzeugen: „Das ist auf europäischer Ebene ein herausragendes Projekt“, erklärt ihr Vizepräsident.