Studenten üben das Debattieren und Argumentieren. Welche Position sie vertreten, wird per Los entschieden. Um dem Ganzen eine offizielle Note zu geben, siezen sich die sonst so lockeren Kommilitonen
„Hat die Hessenwahl Signalwirkung für die Bundesrepublik?” Die Eindrücke vom Wahlsonntag sind noch frisch, als der Debattierclub der NRW-School of Governance das Thema in seiner Sitzung aufgreift. Rund 15 engagierte Politikstudenten üben hier das Argumentieren und wie sie ihren „Gegner” am besten überzeugen. Jedes Thema ist gut, hauptsache es polarisiert. Wer welche Position vertritt, wird übrigens per Los entschieden.
„Es geht darum, dass man jede Position vertreten sollte, so wie es später auch im Beruf ist”, erklärt Bastian Stein. Der Master-Student hat die ersten Semester in Erfurt studiert. Dort gab es die „Wortfechter”, die ebenfalls Debatten geführt haben. In Duisburg haben sie sich für das so genannte parlamentarische Prinzip entschieden. Es gibt eine „Regierung”, die einen Antrag stellt und ihre Positionen verteidigt. 15 Minuten hat jede Gruppe Zeit, ihre Linie auszuarbeiten. Die Opposition hält dagegen. Ein paar Kommilitonen bilden das Publikum, das den drei Fraktionsmitgliedern Fragen stellen darf oder dazwischenruft. Außerdem spielen noch die so genannten freien Redner eine Rolle, die ihre Meinung nicht festlegen müssen. Um dem Ganzen einen offiziellen Anschein zu geben, siezen sich die sonst so lockeren Kommilitonen.
Inhaltliche Debatte beim Bierchen
„Jeder, der später in Kommunikationsberufen arbeiten will, sollte freies Reden üben”, findet Bastian. Seine Lehren aus der Hessen-Wahl, die er in die Debatte einbringt: „Da die großen Volksparteien immer weiter verlieren, sollte man die Wahl des Ministerpräsidenten abkoppeln.” Die Gegner können darüber nur lachen und verweisen darauf, dass dabei die Inhalte auf der Strecke bleiben. „Dann hat man charismatische Persönlichkeiten, aber kein Programm”, vertritt Jörg Kriewel. Ihm und den anderen machen die Debatten sichtlich Spaß. Der Versammlungsleiter muss ihn bremsen. Per Hammer kündigt er das Ende der Redezeit an. „Grundsätzlich kann man über jedes Thema reden, auch über die Todesstrafe”, weiß Philipp Offergeld.
Die politische Debatte kommt erst nach dem Ende des offiziellen Teils. Dann tauschen sich die Politikwissenschaftler auch inhaltlich aus. „Das ist spannend, weil einige in Parteien aktiv sind”, betont Michael Kersken, selbst bei Bündnis90/Die Grünen aktiv. Ein Bierchen gehen sie, trotz aller Differenzen, dennoch miteinander trinken. Das haben sie sich von den Politikern abgeguckt.
Dass sie reden können, beweisen die Studenten zwei Mal monatlich in ihrem Debattier-Club. Ob es ihnen hilft und sie in Zukunft auch was zu sagen haben, wird sich erst noch zeigen.